Wirtschaftliche Situation Wirtschaft modernisieren, Arbeitsplätze schaffen
Mit der „Vision 2030“ hat die amtierende Regierung ein ehrgeiziges Programm für die nachhaltige Entwicklung (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) des Landes und eine staatlich gesteuerte Modernisierung der Wirtschaft auf den Weg gebracht. So werden vorsichtig wettbewerbsverzerrende Subventionen abgebaut und Steuerreformen angestoßen. Angestrebt wird außerdem die Sanierung des Staatshaushalts und eine Verbesserung des Investitionsklimas.
Corona-Krise ohne Rezession überstanden
Die ägyptische Wirtschaft wuchs in den vergangenen Jahren um vier bis fünf Prozent. 2020 lag der Wert infolge der Corona-Pandemie mit 3,6 Prozent etwas niedriger. Im Vergleich zu anderen Ländern der Region verkraftete Ägypten die Corona-Krise jedoch verhältnismäßig gut – und das, obwohl mit dem Tourismus eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes stark betroffen war. Für 2023 rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) mit einem wirtschaftlichen Wachstum von 4,4 Prozent (Stand: Januar 2023).
Mangelnde Perspektiven für die Jugend
Die größte Herausforderung für Ägypten bleibt die hohe Arbeitslosigkeit, sie lag 2021 offiziell bei etwa 7,5 Prozent. Unter den 15- bis 24-Jährigen sind mehr als 23 Prozent arbeitslos.
Um den Staatshaushalt zu entlasten, wurden in den vergangenen Jahrzehnten massiv Stellen im öffentlichen Dienst abgebaut. Im selben Zeitraum aber konnten privatwirtschaftliche Unternehmen nicht ausreichend neue Arbeitsplätze schaffen. Daher versuchen viele Menschen, im informellen Sektor (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) ein Auskommen zu finden. Die Beschäftigungsquote, also der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an der erwerbstätigen Bevölkerung, liegt bei nur etwa 40 Prozent und rund 70 Prozent der ägyptischen Bevölkerung sind entweder arm oder von Armut bedroht.
Um die politische Stabilität zu erhalten und sozialen Konflikten vorzubeugen, setzt die ägyptische Regierung auf groß angelegte Infrastrukturprojekte. Um langfristig ausreichend Arbeitsplätze und einträgliche Einkommen für alle Bevölkerungsgruppen zu schaffen, sind jedoch weitere Schritte zur Belebung der privaten Wirtschaft nötig.
Entwicklungspotenziale
Ägypten ist nach Südafrika das am stärksten industrialisierte Land Afrikas. Der Außenhandel könnte die wirtschaftliche Entwicklung des Landes langfristig sichern, wenn die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen würden. Hinzu kommen die günstige geographische Lage und eine junge Bevölkerung, die aktiv zum Wirtschaftsleben beitragen kann.
Die Verbindung vom Mittelmeer zum Roten Meer ist für die Schifffahrt von großer Bedeutung. Entsprechend sollen mit der erfolgten Erweiterung des Suezkanals zusätzliche Einnahmen durch Transitgebühren erwirtschaftet werden. Die Einrichtung einer wirtschaftlichen Entwicklungszone soll Industrieansiedlungen am Suezkanal fördern. Ein Ausbau zum regionalen Logistikzentrum könnte Ägypten zu einem der wichtigsten Handelsplätze der Welt machen.
Ägypten verfügt außerdem über gute Voraussetzungen für die Energiegewinnung aus Sonne und Wind. Entwicklungspotenzial liegt auch in der Produktion von „grünem Wasserstoff“. Hierzu hat das BMZ gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im November 2022 eine Absichtserklärung mit Ägypten geschlossen. Darin sichern sich beide Länder zu, Themen rund um „grünen Wasserstoff“ gemeinsam voranzutreiben und beim Aufbau dieser Technologie den Privatsektor einzubeziehen.
Die Mitgliedschaft in der WTO (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und der Abschluss zahlreicher Wirtschaftsabkommen eröffnen Ägypten den Zutritt zu attraktiven internationalen Märkten. Seit 2004 regelt ein Assoziationsabkommen mit der Europäischen Union den freien gegenseitigen Handel. Durch ein Sonderabkommen wurde 2010 der Handel mit landwirtschaftlichen und Fischereiprodukten weitgehend liberalisiert.
Stand: 23.01.2023