Hessischer Friedenspreis Entwicklungsministerin Schulze gratuliert Frauenrechtsaktivistin Ilwad Elman
Das „Elman Peace and Human Rights Centre (Externer Link)“ wurde 2022 bereits mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Informationen zum Hessischen Friedenspreis finden Sie hier (Externer Link).
Entwicklungsministerin Svenja Schulze gratuliert der Frauenrechtsaktivistin Ilwad Elman zum Hessischen Friedenspreis. „Ilwad Elman ist eine starke Frau, die diesen Preis sehr verdient hat. Erstens, weil sie sich für die Rechte von Frauen und Mädchen einsetzt – in einem Land, in dem nur ein Bruchteil der Frauen einen Schulabschluss hat und fast die Hälfte der Mädchen verheiratet werden, bevor sie volljährig sind. Zweitens, weil sie die Aussöhnung verfeindeter Gruppen in Somalia voranbringt und damit einmal mehr unter Beweis stellt, dass die Beteiligung und das Engagement von Frauen Gesellschaften friedlicher und gerechter machen können. Frauen sind 50 Prozent. Frauen sind stark, Frauen haben innovative Ideen, Frauen haben Wissen. Keine Gesellschaft kann es sich leisten, auf dieses Potenzial zu verzichten, wenn sie vorankommen will. Ich habe deshalb vergangene Woche meine Strategie für eine feministische Entwicklungspolitik vorgestellt. Ihr Ziel ist es, die Rechte, die Ressourcen und die Repräsentanz von Frauen zu stärken.“
Das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) unterstützt das „Elman Peace and Human Rights Centre“ mit 200.000 Euro bei der Prävention geschlechtsspezifischer Gewalt und zur gezielten Unterstützung von Frauen und Mädchen, die von sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind. Es werden auch Sensibilisierungsmaßnahmen finanziert, um langfristig eine Änderung der sozialen Normen zu erreichen.
Somalia durchlebt mit dem Ausbleiben der fünften Regenzeit in Folge die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. Die Hälfte der Bevölkerung, rund acht Millionen Menschen, benötigt humanitäre Hilfe. Es gibt über 770.000 neue intern Vertriebene, davon sind mehr als 80 Prozent Frauen und Kinder. In wenigen Ländern der Welt sind die Lebensbedingungen so hart wie hier. Rund 70 Prozent der Menschen Somalias leben von der Landwirtschaft, viele als Nomaden oder Halbnomaden. Der tägliche Kampf ums Überleben und die Versorgung der Familie bestimmen den Alltag der meisten Frauen in Somalia.
Nur geschätzte 15 Prozent der Somalierinnen haben eine Grundschule besucht. Somalia ist auch trauriger Spitzenreiter bei der weiblichen Genitalverstümmlung. Sehr viele Frauen werden Opfer dieser Menschenrechtsverletzung. Auch andere Frauenrechte werden in Somalia vielfach verletzt: 45 Prozent der Frauen heiraten vor dem 18. Geburtstag, acht Prozent der Mädchen heiraten sogar vor dem 15. Geburtstag. Das somalische Gesetz verbietet jegliche Form von Gewalt an Frauen. Trotzdem ist sexualisierte Gewalt weit verbreitet. Fast alle Täter bleiben unbestraft. Veränderungen in diesen Bereichen zu erreichen, ist schwer und dauert länger.
Vor diesem schwierigen Hintergrund kommt einem entschlossenen und langfristigen entwicklungspolitischen Engagement zur Stärkung der Rolle von Frauen eine besondere Bedeutung zu. Entwicklungsministerin Svenja Schulze hat vor kurzem ihre Strategie für eine feministische Entwicklungspolitik vorgelegt. Ziel ist es, Frauen die gleichen Rechte und den gleichen Zugang zu Ressourcen zu garantieren wie Männern und darauf hinzuwirken, dass Frauen in politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen gleichberechtigt vertreten und eingebunden sind.
Hierfür setzt sich das BMZ in Somalia ein. In Umsetzung einer feministischen Entwicklungspolitik fördert das BMZ beispielsweise seit 2020 ein Vorhaben zur Prävention weiblicher Genitalverstümmelung in Somalia, Äthiopien und dem Sudan, das progressive Akteur*innen in Zivilgesellschaft, Diaspora und Medien unterstützt. Dabei werden Unterstützungsangebote für Opfer von Genitalverstümmelung und sexueller Gewalt sowie sichere Orte mit medizinischer Versorgung und Nachsorge geschaffen. Strafrechtsreformen und soziale Ächtung werden ebenso adressiert wie die Schaffung alternativer Einkommensmöglichkeiten für Frauen. Über Dialoge mit religiösen Führern und Ältesten wird versucht, weite Teile der Bevölkerung zu erreichen und einen langfristigen Verhaltenswandel zu fördern.
Um die Lebensbedingungen der Frauen in Somalia zu verbessern, fördert das BMZ die Stärkung der Gesundheitssituation von über 25.000 werdenden Müttern und Müttern von Babys und Kleinkindern. Diese werden mit monatlichen Zahlungen unterstützt, welche sie eigenverantwortlich für mehr beziehungsweise bessere Nahrung, zur Verbesserung der Hygienesituation des Haushaltes (Beispiel sauberes Trinkwasser) oder für Gesundheitsdienstleistungen einsetzen können. Schwangere Frauen profitieren von Dienstleistungen in Gesundheitszentren und der Begleitung durch Hebammen und Sozialarbeiterinnen. Dazu kommen Pflichtuntersuchungen während und nach der Schwangerschaft, Impfungen für Kinder sowie Schulungen zu den Themen Mutter-Kind-Gesundheit, Kleinkindernährung und Familienplanung. Die Ausbildung von Hebammen ist ein weiterer Baustein dieser Projekte.
Auch die Stärkung der wirtschaftlichen Rolle der Frauen ist Gegenstand des BMZ-Engagements. So werden zum Beispiel Milcherzeugerinnen und Milchhändlerinnen zu den Themen Milchhygiene und Pasteurisation, Bau von Verkaufsstellen und Milchmärkten mit solar-basierter Milchkühlung geschult. Ebenso werden Frauen in landwirtschaftlichen Produktionstechniken ausgebildet, die direkt zu Produktionssteigerungen führen (zum Beispiel ressourcenschonende Bodenbearbeitung, Reduzierung von Nachernteverlusten, gute sonstige landwirtschaftliche Praktiken). Start-ups für junge Frauen werden gefördert und Unternehmerinnen gezielt in den Bereichen wirtschaftliches Management oder Kommunikationskompetenz geschult.
Damit Frauen ihr Leben mit der erforderlichen Kraft und Ausdauer gestalten können, ist psychosoziale Gesundheit sehr wichtig. Viele Frauen sind aufgrund von Gewalterfahrungen und den schwierigen Lebensbedingungen psychisch belastet oder traumatisiert. Daher werden Frauenentwicklungszentren gefördert, in denen Frauen psychosoziale Betreuung erfahren, sich weibliche Jugendliche geschützt austauschen können und in denen über gemeinsame Aktivitäten der soziale Zusammenhalt gefördert wird.