Verluste und Schäden absichern V20 und G7 starten gemeinsam Globalen Schutzschirm gegen Klimarisiken auf der Weltklimakonferenz COP27

Gemeinsame Pressemitteilung von V20, G7 und dem BMZ

Entwicklungsministerin Svenja Schulze spricht zum offiziellen Start des Globalen Schutzschirms gegen Klimarisiken bei der Weltklimakonferenz COP27 in Sharm El-Sheikh, Ägypten.

14. November 2022 Pressekonferenz zum Start des Globalen Schutzschirms gegen Klimarisken

Cover: Global Shield against Climate Risks: German G7 Presidency and V20 Concept for Consultation

Global Shield against Climate Risks

German G7 Presidency and V20 Concept

Dateityp PDF | Sachstandsdatum 11/2022 | Dateigröße 554 KB, Seiten 22 Seiten | Zugänglichkeit barrierefrei
Standbild aus dem BMZ-Video: Gegen Verluste und Schäden absichern: Der globale Schutzschirm gegen Klimarisiken

Erklärfilm Gegen Verluste und Schäden absichern: Der Globale Schutzschirm gegen Klimarisiken

14. November 2022
| Sharm El-Sheikh – Vulnerable Twenty“, ein Zusammenschluss von Finanzminister*innen von Staaten, die besonders stark vom Klimawandel bedroht sind, und die deutsche G7-Präsidentschaft haben heute auf der Weltklimakonferenz offiziell den Globalen Schutzschirm gegen Klimarisiken ins Leben gerufen. Die Initiative stellt im Voraus vereinbarte finanzielle Unterstützung bereit, die nach einer Klimakatastrophe schnell eingesetzt werden soll. Zu den ersten Beiträgen gehören rund 170 Millionen Euro aus Deutschland und mehr als 40 Millionen Euro aus anderen Ländern.

Darüber hinaus unterstützt eine breite Koalition von Staaten, multilateralen Institutionen, nichtstaatlichen und privatwirtschaftlichen Partnern mit ihren institutionellen Kapazitäten und Know-how den Schutzschirm. Zu den ersten Empfängern von Schutzschirm-Paketen – den sogenannten Pathfinder-Ländern – gehören Bangladesch, Costa Rica, Fidschi, Ghana, Pakistan, die Philippinen und der Senegal.

Ghanas Finanzminister Ken Ofori-Atta, V20-Vorsitzender: „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die G7 und die G20 neue Mittel für den Globalen Schutzschirm bereitstellen und damit über die üblichen ODA-Zusagen hinausgehen. Unser finanzieller Spielraum ist bedroht und der inflationäre Druck des Klimawandels schränkt unsere Möglichkeiten ein. Als Teil unseres Wohlstandsplans für den Klimawandel, der die 98-Prozent-Lücke bei der finanziellen Absicherung von Klimarisiken schließen will, wird der Globale Schutzschirm eine Schlüsselrolle bei der Bereitstellung von Finanz- und Sozialschutzpaketen zum Schutz unserer Wirtschaft, unserer Unternehmen und unserer Gemeinden spielen.

Der Globale Schutzschirm ist längst überfällig. Es ging nie um die Frage, wer für Verluste und Schäden aufkommt, denn wir zahlen alle dafür – unsere Volkswirtschaften zahlen dafür mit verlorenen Wachstumsaussichten. Unsere Unternehmen zahlen dafür, weil sie ihre Produktion unterbrechen müssen. Und unsere Gesellschaften zahlen dafür mit verlorenen Menschenleben und Existenzen. Wir hoffen sehr, dass der Globale Schutzschirm einerseits für die am stärksten gefährdeten Menschen Wirkung zeigt, und andererseits dazu beiträgt, gegenseitiges Vertrauen und Verständnis aufzubauen und zu helfen, Finanzierungslücken im Klimaschutz zu schließen.“

Entwicklungsministerin Svenja Schulze: „Unter der deutschen Präsidentschaft haben sich die G7-Staaten dazu verpflichtet, ihre Unterstützung bei Klimaschäden und -verlusten zu verstärken und auf einen 'Globalen Schutzschirm gegen Klimarisiken' hinzuarbeiten. Wir haben damit auf eine Forderung der besonders stark vom Klimawandel betroffenen Länder, der V20, reagiert. Deutschland steht zu seiner Verantwortung, arme und vulnerable Menschen und Staaten bei der Bewältigung von Verlusten und Schäden zu unterstützen. Mit dieser Initiative setzen wir ein Zeichen: Wir haben die Dringlichkeit gehört und wir handeln. Unser Ziel ist es, Unterschiede auch unter schwierigen Bedingungen zu überwinden. Deutschland will ein Brückenbauer sein.“

Henry Kokofu, Sondergesandter des Climate Vulnerable Forum (CVF), Ghana: „Das ist definitiv der Anfang, den wir brauchen, aber je effektiver wir mit Innovationen wie dem Schutzschirm sind, desto mehr müssen wir betonen, dass es auf die Größe ankommt. Wir werden nicht müde werden, unsere G7-Kollegen daran zu erinnern, dass sie bei der Mobilisierung von Ressourcen besser werden müssen. Wir können die Ressourcen nicht so verteilen, als sei die Klimakrise ein abstrakter Krieg an einem weit entfernten Ort. Das Schicksal der am meisten gefährdeten Menschen wird das Schicksal der Welt sein. Haben wir nicht bemerkt, wie Hitzewellen ganze Städte in Frankreich, Italien und Spanien verwüstet haben? Waldbrände haben die USA heimgesucht und Überschwemmungen Deutschland. Es ist an der Zeit, aufzuwachen. Es ist Zeit für weitere bahnbrechende Anstrengungen und die Finanzzusagen zu erhöhen, damit der Schutzschirm weit mehr abdecken kann als das, was er derzeit schützt. Das V20 L&D Finanzierungsprogramm des Globalen Schutzschirms kann zum Beispiel zeigen, dass die Finanzierung von Verlusten und Schäden sinnvoll direkt an lokale Gemeinden gehen können, um Verluste und Schäden zu beheben. Das schließt lokale Infrastruktur und Aufbaumaßnahmen zur Wiederherstellung der Lebensgrundlage mit ein. Das kann skaliert werden.“

V20-Untersuchungen haben ergeben, dass 98 Prozent der fast 1,5 Milliarden Menschen in den V20-Ländern keine finanzielle Absicherung haben – eine sehr große Lücke für Länder, in denen die meisten Menschen in Kleinst-, kleinen und mittleren Unternehmen beschäftigt sind. Laut dieser Studie haben die V20-Staaten seit dem Jahr 2000 insgesamt 525 Milliarden US-Dollar durch Klimaauswirkungen verloren. Da die Risiken von Verlusten und Schäden durch den Klimawandel weiter zunehmen, sind die Kosten und die Verschuldung auf ein untragbares Niveau gestiegen, insbesondere in den V20.

Der Globale Schutzschirm soll die derzeitige mangelnde Absicherung klimaanfälliger Volkswirtschaften angehen, indem im Voraus vereinbarte Finanzmittel schnell und zuverlässig bevor oder kurz nach einer Katastrophe bereitgestellt werden. Der Schutzschirm erweitert die Absicherungsinstrumente von Regierungen, lokalen Gemeinden, Unternehmen und Haushalten und mildert so die Auswirkungen von Katastrophen, macht anfällige Volkswirtschaften widerstandsfähiger, sichert eine nachhaltige Entwicklung und schützt Leben und Existenzgrundlagen.

Bei der Umsetzung wird sich der Globale Schutzschirm eng an den Strategien der V20 orientieren und eine breite Palette geeigneter Instrumente einsetzen, beispielsweise soziale Sicherungssysteme, Versicherungen von Vieh, Ernte oder Betriebsunterbrechung, Risk-Sharing-Netzwerke und Kreditgarantien. Der Schutzschirm arbeitet mit nationalen und kommunalen Regierungen, humanitären Organisationen und Nichtregierungsorganisationen zusammen, um den richtigen Instrumentenmix zu finden. Durch den integrativen Ansatz soll sichergestellt werden, dass die Gelder zur Verfügung stehen, wenn die Katastrophe eintritt und dass sie zielgenau das bereitstellen, was die betroffenen Menschen und Gemeinden am dringendsten benötigen.

Deutschland stellt rund 170 Millionen Euro als Anschubfinanzierung zur Verfügung, davon 84 Millionen Euro als Kernfinanzierung für den Globalen Schutzschirm und 85,5 Millionen Euro für Klimarisikofinanzierung. Zu den weiteren Zusagen für die Kernfinanzierung gehören 35 Millionen Dänische Kronen (rund 4,7 Millionen Euro) aus Dänemark, 10 Millionen Euro aus Irland, 7 Millionen US-Dollar aus Kanada und 20 Millionen Euro aus Frankreich. Mit weiteren Zusagen von anderen Staaten wird in Kürze gerechnet.

Die Umsetzung des Globalen Schutzschirms wird unmittelbar nach der COP27 beginnen. Die V20 und die G7 haben beschlossen, dass der Schutzschirm von einer hochrangigen Beratungsgruppe, der sogenannten Global Shield High-Level Consultative Group, gesteuert wird, der Vertreter der V20, der G7, der G20, von Think Tanks, der Zivilgesellschaft, multilateraler Organisationen und des Privatsektors angehören. Eine Finanzierungsstruktur mit drei sich ergänzenden Fonds bildet die Grundlage des Schutzschirms: die Global Shield Solutions Platform, die auf dem InsuResilience Solutions Fund aufbaut, die Global Shield Financing Facility bei der Weltbank und der Climate Vulnerable Forum (CVF) & V20 Joint Multi-Donor Fund.

Weitere Informationen zum Globalen Schutzschirm: https://www.v-20.org/global-shield-against-climate-risks (Externer Link)


Über die V20

Die V20-Gruppe von Finanzminister*innen ist eine Kooperation von Volkswirtschaften, die durch den Klimawandel systematisch gefährdet sind. Die V20-Mitglieder gehören auch dem Climate Vulnerable Forum (CVF) an.

Aktuell zählen 58 Volkswirtschaften mit insgesamt etwa 1,5 Milliarden Einwohner*innen zu den V20: Afghanistan, Äthiopien, Bangladesch, Barbados, Benin, Bhutan, Burkina Faso, Costa Rica, Côte d'Ivoire, Dominikanische Republik, Eswatini, Fidschi, Gambia, Ghana, Grenada, Guatemala, Guinea, Guyana, Haiti, Honduras, Jemen, Kambodscha, Kenia, Kirgisistan, Kiribati, Kolumbien, Komoren, Demokratische Republik Kongo, Libanon, Liberia, Madagaskar, Malawi, Malediven, Marokko, Marshallinseln, Mongolei, Nepal, Nicaragua, Niger, Palau, Palästinensische Gebiete (als UN-Nicht-Mitglied mit Beobachterstatus), Papua-Neuguinea, Philippinen, Ruanda, St. Lucia, Samoa, Senegal, Südsudan, Sri Lanka, Sudan, Tansania, Timor-Leste, Tschad, Tunesien, Tuvalu, Uganda, Vanuatu und Vietnam.

Über die G7

Der Gruppe der 7 (G7) gehören Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA an. Auch die Europäische Union nimmt an den Treffen der G7 teil. Am 1. Januar 2022 hat Deutschland die einjährige Präsidentschaft der G7 von Großbritannien übernommen. Am 1. Januar 2023 wird Japan die Präsidentschaft der G7 übernehmen.