UN-Gipfel zur Welternährung Mit mehr Prävention aus dem Kreislauf der Krisenhilfe ausbrechen

Entwicklungs-Staatssekretär Flasbarth bei Konferenz in Rom

Pressemitteilung vom 25. Juli 2023 | Die Weltgemeinschaft muss ihre Agrar- und Ernährungssysteme langfristig und strukturell in Richtung Nachhaltigkeit verändern, um bei Hungerkrisen weniger verwundbar zu sein. Dieses Leitbild verfolgt die Bundesregierung bei der UN-Konferenz zu globalen Ernährungssystemen (Externer Link) heute in Rom, an der auch Entwicklungs-Staatssekretär Jochen Flasbarth teilnimmt. Denn eine vielfältige, klimaangepasste lokale Landwirtschaft macht unabhängiger vom schwankenden Weltmarkt und ist auch das beste Gegenmittel gegen Russlands Vorgehen, die Blockade von Weizenlieferungen als Waffe zu benutzen. Umfassend präventiv wirken die Lösungen dabei nur, wenn sie zugleich klima- und naturverträglich sind. Denn auch Klimawandel und Naturzerstörung sind bedeutende Ursachen des Welthungers.

Siehe auch
Marktstand in Mekelle, Äthiopien, mit Zwiebeln, Tomaten und Kartoffeln, die zum Kauf angeboten werden. Im Hintergrund steht eine Waage mit zwei leeren Waagschalen.

Staatssekretär Flasbarth: „Wenn Putin Weizen als Waffe nutzt, muss die Weltgemeinschaft antworten mit einer Politik für Ernährungssicherheit. Das bedeutet weit mehr als nur Nothilfe. Denn um dauerhaft weniger erpressbar zu sein, müssen wir aus dem Kreislauf der Krisenhilfe ausbrechen und dauerhafte, strukturelle Veränderungen erreichen. Das bedeutet konkret: Weniger Abhängigkeiten vom schwankenden Weltmarkt für Weizen oder Dünger, mehr lokaler, klimaangepasster Anbau in unseren Partnerländern. Auf diesem Weg unterstützen wir unsere Partner in der Hungerkrise zusammen mit anderen Gebern massiv. Dabei achten wir darauf, mehrere Krisen gleichzeitig zu bekämpfen: Hunger, soziale Ungleichheit, Klimawandel und Artensterben. Denn es kommt darauf an, diese Krise so zu bewältigen, dass die nächste möglichst kleiner wird oder ganz ausfällt.“

Der UN-Gipfel zu Ernährungssystemen („UN Food Systems Summit“, kurz: UN FSS) hat im September 2021 zum gemeinsamen Handeln aufgerufen, um über die Transformation der Ernährungssysteme auch die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (UN) insgesamt zu erreichen. In Folgekonferenzen, sogenannten „Stocktaking Moments“, berichten alle zwei Jahre die Mitgliedsstaaten und weitere Akteure über ihre Aktivitäten und identifizieren neue Herausforderungen und Lösungen. Der erste dieser „Stocktaking Moments“ findet heute in Rom statt. Erwartet wird ebenso wie beim Food Systems Summit 2021 ein Abschlussdokument des UN-Generalsekretärs, das der Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme weiteren Schub verleihen soll.

Entwicklungsstaatssekretär Flasbarth wird bei der Konferenz auf zwei zentralen Veranstaltungen darüber diskutieren, wie Agrar- und Ernährungssysteme nachhaltiger und krisenfester werden können. Zudem fördert das BMZ eine Veranstaltung der Welthungerhilfe zur Beteiligung marginalisierter Gruppen am Transformationsprozess. Hier wird neben Entwicklungs-Staatsekretär Flasbarth auch der UN-Sonderberichterstatter zum Recht auf Nahrung, Prof. Michael Fakhri, erwartet.

Im Rahmen der Konferenz vereinbart Flasbarth einen Ausbau der Zusammenarbeit mit dem Welternährungsprogramm (WFP). Das BMZ fördert ein fünfjähriges Programm für nachhaltige und inklusive Schulspeisung in Höhe von 22 Millionen Euro. Kinder profitieren so von Bildung und gesunder Ernährung. Gleichzeitig wird durch lokalen Einkauf die Landwirtschaft vor Ort gestärkt. Landwirt*innen erhalten so ein gutes Auskommen und durch den Einsatz innovativer, klimaneutraler Technologien bei der Nahrungsmittelzubereitung werden lokale Ressourcen geschont.

Zudem wird Staatssekretär Flasbarth mit der stellvertretenden UN-Generalsekretärin Amina Mohammed darüber sprechen, wie das BMZ gemeinsam mit den Vereinten Nationen Partnerländer darin unterstützen kann, ihre nationalen Strategien zum Umbau von Agrar- und Ernährungssystemen zu entwickeln. Für das neu geschaffene Finanzierungsfenster für die Transformation der Ernährungssysteme im Rahmen eines UN-Fonds zur beschleunigten Umsetzung der Agenda 2030 stellt das BMZ in diesem Jahr zusätzliche Mittel in Höhe von fünf Millionen Euro bereit.

Bereits seit 2017 steigt der Hunger in der Welt wieder an, befeuert von Konflikten, dem Klimawandel und wirtschaftlichen Krisen. Mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine kommt ein weiterer Hunger-Treiber hinzu. Allein dadurch leiden zusätzlich 23 Millionen Menschen an Hunger. Dass die Krise sich 2022 nicht noch weiter verschärft hat, ist dem entschlossenen Handeln der internationalen Gemeinschaft zu verdanken.

Der aktuelle Bericht der Vereinten Nationen zur Lage der Welternährung (SOFI) (Externer Link) zeigt, dass die Zahl der Hungernden 2022 gegenüber 2021 mit rund 735 Millionen Menschen fast gleich geblieben ist. Besonders betroffen sind Entwicklungs- und Schwellenländer in Afrika, während in Teilen Asiens und Lateinamerikas Fortschritte gelungen sind. Durch die G7 wurden unter deutscher Präsidentschaft im letzten Jahr erhebliche zusätzliche Mittel für die Krisenreaktion bereitgestellt und mit der Globalen Allianz für Ernährungssicherheit (GAFS) eine Plattform geschaffen, die es ermöglicht, Maßnahmen zur Bekämpfung von Hunger abzustimmen und bestmöglich an den Bedarfen von Ländern und Menschen auszurichten.


Weitere Informationen

Logo: UN Food Systems Summit + 2
Sachstand: Die globale Ernährungssituation nach Russlands Ausstieg aus dem Getreide-Schwarzmeerabkommen

Sachstand: Die globale Ernährungssituation nach Russlands Ausstieg aus dem Getreide-Schwarzmeerabkommen

Dateityp PDF | Sachstandsdatum 07/2023 | Dateigröße 407 KB, Seiten 4 Seiten
Weizenfeld im Norden der Mongolei