Ministerin Schulze zum Welttag gegen weibliche Genitalverstümmelung „Diskriminierende gesellschaftliche Strukturen überwinden, um der schädlichen Praxis ein Ende zu setzen“
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze: „Die Tatsache, dass die schädliche Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung, kurz FGM, vielerorts nach wie vor weit verbreitet ist, zeigt, warum wir eine umfassende feministische Entwicklungspolitik brauchen. Die Praxis verstößt gegen die universalen Menschenrechte von Frauen und Mädchen und ist meist tief verankert in patriarchalen Machtstrukturen, diskriminierenden sozialen Normen, Traditionen und Geschlechterrollen. Häufig wird FGM trotz bestehender Verbote weiter innerhalb der Familien und Gemeinschaften praktiziert. Einzelne Projekte zur Unterstützung von Mädchen und Frauen reichen daher nicht. Wir müssen diese tief in Gesellschaften verankerten, diskriminierenden Strukturen überwinden, um FGM ein Ende zu setzen. Und das geht nur gemeinsam und im Austausch mit den Gemeinden selbst, mit unseren politischen Partner*innen im Globalen Süden, den traditionellen und religiösen Autoritäten und der älteren Generation. Und wir brauchen auch die Männer, um diesen transformativen Wandel zu unterstützen. Dieser gemeinsame Ansatz ist die Essenz unserer feministischen Entwicklungspolitik. Ohne den Schutz der Rechte von Frauen und Mädchen, ohne ihre gleichberechtigte Teilhabe ist keine nachhaltige und gerechte Entwicklung möglich.“
Weibliche Genitalverstümmelung verletzt unter anderem das Recht auf Sicherheit und persönliche Freiheit, das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, das Recht auf Gesundheit sowie die Rechte von Kindern, da Mädchen oft schon in sehr jungen Jahren von FGM betroffen sind.
Zu den gravierenden, meist lebenslangen Folgen für die Frauen und Mädchen von FGM gehören unter anderem Geburtskomplikationen, chronische Schmerzen und schwere psychische Belastungen.
Zur Überwindung weiblicher Genitalverstümmelung wird in Partnerländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit ein ganzheitlicher Ansatz praktiziert: Projekte binden die gesamte Gemeinde, die religiösen und traditionellen Entscheidungsträger, zivilgesellschaftliche Aktivist*innen und Männer und Frauen gleichermaßen ein. Dabei geht es um ein langfristiges und beständiges Engagement, um nachhaltige Normen- und Verhaltensänderungen zu erreichen.
Ein Beispiel für diesen Ansatz ist ein Regionalvorhaben in Ostafrika, welches das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seit 2020 mit 5,9 Millionen Euro unterstützt. Das Projekt wird in Somaliland, Sudan und Äthiopien gemeinsam mit verschiedenen Akteuren umgesetzt, unter anderem Regierungsinstitutionen, der Zivilgesellschaft und Diasporavertreter*innen. Mit einem eigenen Fonds, dem Community Initiative Fund, werden Initiativen in Gemeinden dabei unterstützt, eigene Aufklärungsmaßnahmen gegen FGM durchzuführen. Mit dem Generationendialog (Externer Link) werden zudem geschützte Räume geschaffen, in denen sich Gemeindemitglieder geschlechts- und generationsübergreifend zu sensiblen Themen wie geschlechtsbasierte Gewalt und FGM austauschen und gemeinsam Wege entwickeln, diese Praktiken zu überwinden.
Seit diesem Jahr unterstützt das BMZ zudem das gemeinsame Programm zur FGM-Prävention des Bevölkerungsfonds (UNFPA) und Kinderhilfswerks (UNICEF) der Vereinten Nationen mit fast zwei Millionen Euro bis 2024. Das gemeinsame Programm ist in 17 Ländern aktiv.