Parlamentarische Staatssekretärin besucht Togo Kofler: Togo braucht unsere Unterstützung, um den sozialen Zusammenhalt in der Grenzregion zum Sahel zu stärken
Dr. Kofler: „Mit unserer Unterstützung beim Ausbau demokratischer Strukturen, der Schaffung von Jobs und Ausbildungsangeboten für junge Menschen fördern wir schon seit zehn Jahren den sozialen Zusammenhalt in Togo. Togo braucht aber weiter unsere Unterstützung, auch um den Terrorgruppen aus dem Sahel den Nährboden zu entziehen, besonders im Norden des Landes. Die terroristische Gewalt im Sahel hat zehntausende Geflüchtete nach Togo getrieben, wo sie auf eine ohnehin arme Bevölkerung treffen. Armut ist Hauptursache für Ausgrenzung und Ungleichheit. Mit unserer Entwicklungszusammenarbeit wollen wir künftig neue Perspektiven für die Gesamtgesellschaft schaffen – durch neue Beschäftigung und eine Transformation der Landwirtschaft, verbesserte Gesundheitsversorgung und eine stärkere Beteiligung von Frauen in der Gesellschaft und in der Wirtschaft.“
In Togos Hauptstadt Lomé wird Dr. Kofler zunächst mit Staatspräsident Faure Gnassingbé, Gesundheitsminister Moustafa Mijiyawa und Digitalisierungsministerin Cina Lawson zu politischen Gesprächen zusammenkommen. Anschließend stehen Begegnungen mit Repräsentant*innen bilateraler Geber und multilateraler Organisationen auf dem Programm, darunter Weltbank, Afrikanische Entwicklungsbank, das UN-Entwicklungsprogramm UNDP und die UN-Frauenrechtsorganisation UN Women.
Zentrales Thema ist die Frage, wie die Menschen in Nordtogo mit vereinten Kräften unterstützt und die Folgen des Klimawandels eingedämmt werden können. Die Menschenrechtslage steht im Mittelpunkt der Gespräche, die Dr. Kofler mit Vertreter*innen zivilgesellschaftlicher Organisationen führt. Dabei wird es unter anderem um Defizite bei der demokratischen Entwicklung und der Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit gehen. Togos Demokratie ist noch jung. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unterstützt sie zum Beispiel durch die Förderung von Bürgerbüros in den Gemeinden als Anlaufstellen für Anliegen aus der Bevölkerung.
Im Norden des Landes besucht Dr. Kofler weitere Projekte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, etwa in der Landwirtschaft, Togos wichtigstem Wirtschaftszweig, von dem Millionen Menschen leben. Doch Dürren infolge des Klimawandels zerstören immer häufiger die Ernte. Besonders junge Menschen brauchen bessere Perspektiven in ländlichen Regionen – 60 Prozent der Bevölkerung Togos sind unter 25 Jahre alt. Das BMZ will dazu beitragen, die Landwirtschaft zu modernisieren und damit auch die Ernährungssicherheit zu erhöhen. Neue Techniken, etwa wassersparende und mit Sonnenenergie betriebene Bewässerung, bieten neue Jobs und machen Bauern und Bäuerinnen unabhängiger vom Regen. Zudem sorgen Ackerpflanzen, die besser mit Extremwettern zurechtkommen, für stabilere Ernten und Einnahmen auf den lokalen Märkten.
Ein weiteres Schwerpunktthema der Reise ist die Förderung von Frauen. Auch, wenn die Premierministerin weiblich ist und auch andere hochrangige Positionen in Togo bereits von Frauen besetzt sind, müssen Rechte, Ressourcen und Repräsentanz von Frauen in den Regionen gestärkt werden. Sie sind das Rückgrat des gesellschaftlichen Lebens und die Klammer für den sozialen Zusammenhalt – mit ihren Beiträgen zum Familieneinkommen, ihrer Sorge für die Familien oder durch soziale Netzwerke in den Dörfern. Doch die Interessen und Stimmen von Frauen werden oft nicht ausreichend gehört, ihre Beteiligungsmöglichkeiten sind gering. So bleibt ihnen Zugang zu Bildung, Boden oder Kapital gerade im ländlichen Raum häufig verwehrt. Oft sind sie auch Opfer von häuslicher und sexueller Gewalt. Dr. Kofler wird zahlreiche Gespräche mit Frauen führen und Projekte besuchen, die Frauen direkt zugutekommen – zum Beispiel Geburtsstationen, eine Hebammenschule, Berufsschulen, Projekte zur Unterstützung der Familienplanung und sexuellen Selbstbestimmung oder zur Förderung selbstständiger Marktfrauen.
Deutschland hat seine Entwicklungszusammenarbeit nach der demokratischen Öffnung Togos im Jahr 2012 wieder aufgenommen. Inzwischen ist es das größte bilaterale Geber-Land Togos. Togo grenzt im Norden an die Sahel-Zone. Sie ist laut Vereinten Nationen das „Epizentrum für gewalttätigen islamischen Terrorismus“. Schwache staatliche Strukturen und Konflikte um die Ressourcen Wasser, Land und Nahrung verschärfen die Spannungen im Sahel. Zunehmend geraten auch Grenzregionen von Sahel-Anrainerstaaten unter Druck extremistischer und krimineller Gruppen, besonders in Senegal, Côte d’Ivoire, Ghana, Benin und eben auch Togo. Die neue Sahel-Plus-Initiative des BMZ nimmt die gesamte Region Sahel und seine südlichen Anrainerstaaten in den Blick.