Pandemieprävention Neue Finanzierung für Impfstoffe aus Afrika

Pressemitteilung vom 20. Juni 2024 | Regierungen weltweit sowie Unternehmen und Stiftungen haben heute bei einer Konferenz in Paris neue Maßnahmen zum Aufbau einer afrikanischen Impfstoff-Produktion auf den Weg gebracht. Ziel ist, dass in den nächsten zehn Jahren mehr als 800 Millionen Impfdosen auf dem afrikanischen Kontinent produziert werden. Demnach sollen Impfstoffe „made in Africa“ künftig garantiert abgenommen werden, auch wenn sie anfangs noch etwas teurer sind als etwa Impfstoffe aus Asien. Für Deutschland hat Bundeskanzler Olaf Scholz eine Videobotschaft übermittelt. Die Bundesregierung wird den neuen Finanzierungsmechanismus zusammen mit weiteren Gebern unterstützen.

Entwicklungsministerin Svenja Schulze: „Als es um die Verteilung der Corona-Impfstoffe ging, stand Afrika hinten in der Schlange. Das hat viel Vertrauen zerstört und darf sich nicht wiederholen. Eine der Lehren daraus ist es, eine eigene regionale Produktion in Afrika aufzubauen. Das ist im weltweiten Interesse, denn Viren kennen keine Grenzen. Corona hat uns allen vor Augen geführt: Impfungen können eine Pandemie dann erfolgreich bekämpfen, wenn alle Menschen Zugang zu ihnen haben, bei uns und auf anderen Kontinenten. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass Impfstoffe auch in ärmeren Ländern verfügbar sind und möglichst auch von diesen selbst hergestellt werden können.“

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Logo der Weltgesundheitsorganisation (WHO)

Derzeit wird nur ein Prozent der in Afrika eingesetzten Impfstoffe auch in Afrika produziert. Das Aufbauen einer neuen Produktion ist schwierig, da asiatische Anbieter bisher meist günstiger produzieren. Darum ist es für die Aufbauphase wichtig, dass höhere Preise abgefedert werden. Dazu wurde in Paris heute ein neuer Finanzierungsmechanismus vorgestellt, der sogenannte AVMAAfrican Vaccine Manufacturing Accelerator. Er soll über zehn Jahre rund eine Milliarde Dollar zur Verfügung stellen und so das Investitionsrisiko für Unternehmen senken und eine dauerhaft wettbewerbsfähige Impfstoffproduktion in Afrika fördern. Das „Team Europe“ – vor allem die EU-Kommission, Deutschland, Frankreich und Italien – bringen rund 70 Prozent der Mittel für den AVMA auf.

Der AVMA ergänzt den Instrumentenkasten der Impfallianz Gavi (Global Alliance for Vaccines and Immunisation). Der Startschuss für die Wiederauffüllung ihrer Finanzierungstöpfe ab 2026 ist ebenfalls Thema der heutigen Konferenz. Die Impfallianz Gavi stellt seit 2000 Grundimmunisierung für Kinder in Entwicklungsländern bereit. Und sie ist erfolgreich: Seit der Jahrtausendwende konnte die Kindersterblichkeit halbiert werden. Impfungen tragen zu 40 Prozent zu diesem Erfolg bei. Mit Hilfe von Gavi wurden in den letzten 20 Jahren eine Milliarde Kinder geimpft. Mit neuen Technologien und neuen Impfstoffen will die Impfallianz eine weitere Milliarde in den kommenden zehn Jahren erreichen.

Impfungen sind das wichtigste Gegenmittel für Infektionskrankheiten. Nicht nur bei Corona, auch bei anderen weitreichenden Krankheitsausbrüchen der letzten Jahrzehnte – wie Vogelgrippe, Kinderlähmung, Ebola und Affenpocken – konnten Impfungen Millionen von Menschen schützen und die wirtschaftlichen und sozialen Folgen eindämmen.

Das Entwicklungsministerium (BMZ) unterstützt die Afrikanische Union beim Erreichen ihres Zieles, dass 60 Prozent der auf dem Kontinent benötigten Impfstoffe bis 2040 durch afrikanische Hersteller produziert werden sollen. Damit das dauerhaft gelingt, müssen das Regulierungsumfeld und die Rahmenbedingungen verbessert werden. Beispielsweise sind Fachkräfte nötig, weshalb das BMZ spezifische Ausbildungsinitiativen in vier Ländern fördert. Dazu gehört beispielsweise der Aufbau von biopharmazeutischen Trainingslaboren und -programmen beim südafrikanischen „Center of Scientific and Industrial Research“.