Staatsbesuch in Berlin Deutschland und Jordanien vereinbaren Zusammenarbeit für Fachkräftegewinnung und weitere Entwicklungsprojekte
Jordanien ist ein wichtiges Partnerland in höchst fragiler Nachbarschaft. Auf seine traditionelle Mittlerrolle im Nahen Osten setzen die Menschen in der Region und der internationalen Gemeinschaft große Hoffnung – auch in der aktuellen Eskalation im Nahen Osten. Zentral ist daher die innenpolitische Stabilität des Landes. Sie ist Voraussetzung dafür, dass Jordanien weiterhin ein sicherer Zufluchtsort für Millionen Flüchtlinge aus der Region bleiben kann.
Größte Herausforderung für Jordanien sind die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Eindämmung der dramatischen Wasserkrise. Damit Jordanien in Zeiten des Klimawandels nicht bald das Wasser ausgeht, müssen dringend neue Wasserquellen erschlossen werden. Zentral ist der Bau einer Meerwasserentsalzungsanlage am Roten Meer, an dem sich das BMZ gemeinsam mit anderen Gebern beteiligt.
Während in Deutschland dringend nach qualifizierten Arbeitskräften gesucht wird, fehlt in Jordanien vielen jungen Menschen eine Jobperspektive. Rund die Hälfte der jungen Erwachsenen ist ohne Arbeit. Gemeinsam sollen nun zwei Projekte pilotiert werden, die geregelte Fachkräftemobilität von Jordanien nach Deutschland fördern. Zum einen soll ein Ausbildungsprojekt für Handwerksberufe aufgebaut werden, das jungen Jordanierinnen und Jordaniern praktische Erfahrungen und Beschäftigungsmöglichkeiten in beiden Ländern bietet. Zudem soll ein Beratungszentrum in Amman eingerichtet werden, das zu Voraussetzungen und Möglichkeiten auf dem deutschen Arbeitsmarkt informiert.
Im November wird Entwicklungsministerin Schulze in Amman den Startschuss für diese Anlaufstelle für interessierte Fachkräfte geben.
Schulze: „Die Vereinbarung mit Jordanien ist ein konkretes Beispiel dafür, wie wir Migration stärker ordnen – zusammen mit Partnerländern und mit praxistauglichen Ansätzen. Faire Migration schafft nachhaltige Entwicklung, trägt zu guter Arbeit weltweit bei und bietet Menschen eine Alternative zu irregulären und gefährlichen Routen. Ich freue mich sehr, dass wir mit Jordanien nun diese Potenziale in unserer Entwicklungszusammenarbeit aufgreifen werden.“
Das Beratungszentrum wird in Zusammenarbeit mit dem jordanischen Arbeitsministerium betrieben und arbeitet eng mit dem Goethe-Institut in Amman zusammen. Ein komplementäres Zentrum des Goethe-Instituts setzt einen Schwerpunkt auf Vorintegration und die Vorbereitung auf das tägliche Leben und Arbeiten in Deutschland. Diese Zusammenarbeit soll dazu beitragen, dass bei der Gewinnung von Fachkräften nicht nur die notwendige Qualifizierung und berufliche Ausbildung in den Blick genommen wird, sondern auch der Spracherwerb und die Integration. Ziel ist es, dass Menschen, die als Fachkraft nach Deutschland kommen, sich willkommen und gut vorbereitet fühlen.
Während des Staatsbesuches in Berlin unterzeichneten Deutschland und Jordanien zudem Finanzierungsverträge für Entwicklungsprojekte in den Bereichen Wirtschaftsförderung und Eindämmung der Wasserkrise. 134 Millionen Euro sagte Deutschland zu, unter anderem für den Aufbau von kleinen und mittleren Unternehmen, für Stipendienprogramme in der Berufsbildung sowie für den Bau einer Meerwasserentsalzungsanlage am Roten Meer. Zudem stockt Deutschland seine Unterstützung für die Reform des jordanischen Bildungssektors mit einem Darlehen von weiteren 75 Millionen Euro auf. Im Mittelpunkt aller Vorhaben steht der Ansatz, dass die Menschen in Jordanien selbstständig, unter guten Bedingungen und langfristig für ihren Lebensunterhalt sorgen können.