140 Jahre Berliner Afrika-Konferenz Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus ist Voraussetzung für faire Partnerschaften heute

15. November 2024 | Am 15. November 1884, also vor genau 140 Jahren, begann die so genannte Berliner „Afrika-Konferenz“. Auf Einladung von Reichskanzler Otto von Bismarck kamen Vertreter aus 14 damaligen imperialen Mächten an einen Tisch mit dem Ziel, Regeln für die weitere Kolonialisierung Afrikas zu vereinbaren und ihre Besitzansprüche in Afrika abzustecken. Aus Afrika selbst war kein einziger Vertreter dabei. Die Folgen für den Kontinent wirken bis heute nach. Entwicklungsministerin Svenja Schulze ruft daher dazu auf, sich mit dem Kolonialismus und seinem Erbe zu beschäftigen, daraus zu lernen und darauf aufbauend gerechte, partnerschaftliche Beziehungen zu den Ländern Afrikas zu gestalten.

Entwicklungsministerin Svenja Schulze: „Auf Grundlage dieser Konferenz haben die Kolonialmächte den afrikanischen Kontinent unter sich aufgeteilt – ohne Rücksicht auf historisch gewachsene, kulturelle, politische oder wirtschaftliche Zusammenhänge, geschweige denn die Wünsche der jeweiligen Bevölkerung. Die seither ungleichen wirtschaftlichen Entwicklungen in Europa und Afrika beruhen nicht zuletzt auf der Ausbeutung unseres Nachbarkontinents. Heute leben wir in einer multipolaren Welt und haben es auch auf dem afrikanischen Kontinent mit selbstbewussten Partnern zu tun, mit denen wir gemeinsam Probleme lösen wollen. Ein ehrlicher und selbstkritischer Umgang mit unserer eigenen Vergangenheit ist dafür eine wichtige Voraussetzung. Dazu gehört auch, sich immer wieder selbst die Frage zu stellen, wo koloniale Denkmuster und Kontinuitäten noch nachwirken und wie sie abgebaut werden können.“

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Durch die Vereinbarungen, die auf der Berliner „Afrika-Konferenz“ vom 15. November 1884 bis zum 26. Februar 1885 geschlossen wurden, konnten die damaligen Kolonialmächte einschließlich des damaligen Deutschen Reiches den Kontinent fast vollständig untereinander aufteilen ohne sich gegenseitig zu bekriegen. Der Wohlstand der damaligen Kolonialmächte steht auch in direktem Zusammenhang mit der Ausbeutung Afrikas. Bis heute bestehen etwa wirtschaftliche Nachteile und unausgewogene Handelsbeziehungen für afrikanische Länder, besonders durch die hohe Ausfuhr von Rohstoffen bei gleichzeitig geringer Wertschöpfung in Afrika oder ungleiche Stimmgewichte in wichtigen globalen Institutionen.

Logo der Veranstaltung: Rethinking development policy: How to confront coloniality

Was die deutsche Entwicklungszusammenarbeit zur Überwindung der Nachwirkungen der Kolonialzeit geleistet und was sie versäumt oder sogar in Form kolonialer Kontinuitäten verfestigt hat, ist Thema einer Veranstaltung im Entwicklungsministerium (BMZ) in Berlin am 4. Dezember 2024. Sie soll eine ehrliche Auseinandersetzung mit eigenen Denkmustern und Arbeitsweisen ermöglichen mit dem Ziel, die deutsche Entwicklungspolitik besser aufzustellen in ihrem Einsatz gegen globale Ungleichheiten.

Die Teilnahme an der Konferenz ist über einen Livestream möglich (Anmeldung nicht erforderlich): https://www.bmz.de/de/aktuelles/rethinking-development-policy-how-to-confront-coloniality