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Nicht übertragbare Krankheiten
Verursacht werden diese Krankheiten in den meisten Fällen durch eine Kombination von genetischen, physiologischen, ökologischen und sozialen Faktoren.
Die vier Haupttypen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen (wie Herzinfarkt und Schlaganfall), Krebs, chronische Atemwegserkrankungen (wie die chronisch obstruktive Lungenerkrankung oder Asthma) und Diabetes. Gemeinsam ist diesen Krankheiten, dass sie oft nicht heilbar sind, eine langwierige Behandlung und oft Pflege erforderlich machen, die Lebensqualität und die Arbeitsfähigkeit stark beeinträchtigen, hohe Behandlungskosten verursachen und die Lebenserwartung verkürzen.
Jedes Jahr sterben rund 40 Millionen Menschen an nicht übertragbaren Krankheiten. Sie sind damit für etwa 70 Prozent aller Todesfälle weltweit verantwortlich. Mehr als 15 Millionen Menschen sterben jährlich bereits im Alter zwischen 30 und 69 Jahren an solchen Krankheiten. 85 Prozent dieser vorzeitigen Todesfälle ereignen sich in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen.
Risikofaktoren
Tabak- und Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung gehören zu den wichtigsten Risikofaktoren für nicht übertragbare Krankheiten. Das höhere durchschnittliche Lebensalter, schlechte Lebensbedingungen in schnellwachsenden Städten und die globale Ausbreitung ungesunder Lebensstile tragen dazu bei, dass nicht übertragbare Krankheiten immer häufiger auftreten.
Nicht übertragbare Krankheiten stehen zudem in einem engen Zusammenhang mit Armut: Sozial benachteiligte Menschen konsumieren häufiger schädliche Produkte wie Tabak, können sich oft nicht gesund und ausgewogen ernähren und haben nur begrenzten Zugang zu Gesundheitsdiensten. Sie werden daher häufiger krank und sterben früher als Menschen, die sozial besser abgesichert sind.
Entwicklungserfolge in Gefahr
Da viele Menschen im erwerbsfähigen Alter unter nicht übertragbaren Krankheiten leiden oder betroffene Angehörige pflegen müssen, haben diese Krankheiten Auswirkungen auf die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit eines Landes. Laut Schätzungen werden dadurch im Zeitraum von 2011 bis 2025 wirtschaftliche Verluste in Höhe von mehr als sieben Billionen US-Dollar entstehen.
Hinzu kommt, dass die schwachen und oftmals unterfinanzierten Gesundheitssysteme vieler Entwicklungs- und Schwellenländer nicht auf die zunehmende Last durch nicht übertragbare Krankheiten vorbereitet sind. Es fehlt an Strategien und an der nötigen Infrastruktur zur Vorbeugung, Früherkennung und Behandlung solcher Krankheiten.
Ihr Anstieg kann auch Initiativen zur Armutsbekämpfung in einkommensschwachen Ländern massiv behindern. Beispielsweise verarmen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jedes Jahr Millionen Menschen durch Ausgaben für die oft langjährige Behandlung und Pflege eines chronisch erkrankten Familienmitglieds. Bisherige entwicklungspolitische Erfolge können dadurch gefährdet oder sogar zunichtegemacht werden.
Internationales Engagement
Die internationale Staatengemeinschaft hat sich in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) das Ziel gesetzt, „bis 2030 die Frühsterblichkeit aufgrund von nicht übertragbaren Krankheiten durch Prävention und Behandlung um ein Drittel senken“ (Ziel 3.4).
Um die einzelnen Länder in ihrem Engagement zu unterstützen, hat die WHO 16 kosteneffiziente prioritäre Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle von nicht übertragbaren Krankheiten benannt und einen Aktionsplan für den Zeitraum 2013 bis 2020 aufgestellt. Der Aktionsplan enthält neun globale Zielvorgaben, um die Prävention und Kontrolle nicht übertragbarer Krankheiten zu verbessern. Unter anderem soll das Thema in globalen, regionalen und nationalen Gesundheitsstrategien stärker verankert werden.
Da viele Risikofaktoren für nicht übertragbarer Krankheiten vermeidbar sind, sollen die Länder außerdem ihre Anstrengungen erhöhen, ein gesundheitsfreundliches Umfeld zu schaffen. Dafür müssen Bemühungen über die Stärkung von Gesundheitssystemen hinausgehen und alle Politikbereiche umfassen.
Mögliche Maßnahmen, um nicht übertragbaren Krankheiten vorzubeugen, sind zum Beispiel die Besteuerung von Tabak und Alkohol, die Subventionierung gesunder Lebensmittel, Rauchverbote, Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität, Aufklärungsprogramme in Schulen oder auch staatliche Programme zur Gesundheitsförderung und Früherkennung.
Gemeinsam mit der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) fördert die WHO außerdem die Entwicklung von Anwendungen für Mobiltelefone, die den Nutzern konkrete und alltagstaugliche Tipps für einen gesünderen Lebensstil an die Hand geben.
Deutsches Engagement
Weltweit belasten nicht übertragbare Krankheiten und ihre Folgen zunehmend die öffentlichen Gesundheitssysteme und gefährden Entwicklungserfolge in den Partnerländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Die deutsche Regierung fördert deshalb beispielsweise Partnerschaften zwischen Krankenhäusern in Deutschland und in Entwicklungs- und Schwellenländern und unterstützt so die Ausbildung von Fachkräften sowie den Wissensaustausch. Auf internationaler Ebene setzt Deutschland sich dafür ein, Maßnahmen zur Prävention und Behandlung dieser Krankheiten in den entwicklungspolitischen Debatten zur Gesundheitssystemstärkung und -finanzierung stärker zu berücksichtigen.
Um nicht übertragbaren Krankheiten wirksam vorzubeugen, braucht es neben der Stärkung von Gesundheitssystemen auch eine enge Verzahnung der Gesundheitspolitik mit Themen wie Arbeitsschutz, Bildung, Ernährung, Wohnraum, Verkehrssicherheit und Umweltschutz. Darum unterstützt Deutschland seine Partnerländer mit einer Vielzahl von Projekten, die zur Prävention nicht übertragbarer Krankheiten beitragen, von grüner Städteplanung bis hin zur Förderung von Sport an Schulen. Außerdem engagiert sich Deutschland dafür, neben staatlichen Gesundheitsbehörden auch die private Wirtschaft und die Zivilgesellschaft stärker einzubeziehen.