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Das Engagement des BMZ für den Fairen Handel
Von Oktober 2020 bis September 2023 förderte das BMZ gemeinsam mit Fairtrade International, der Deutschen Welthungerhilfe und dem Forum Fairer Handel die Covid-19-Soforthilfe für den Fairen Handel mit Mitteln in Höhe von insgesamt 19,5 Millionen Euro. Damit konnten bis März 2023 bereits 781 Produzentenorganisationen und 1.281.737 Kleinbäuerinnen und -bauern in 37 Ländern erreicht werden.
Als Reaktion auf die Covid-19-Pandemie beteiligte sich das BMZ außerdem an der Gründung der Agri-Finance Liquidity Facility (ALF). Zertifizierte Produzentenorganisationen des Fairen Handels erhalten darüber Kredite, die es ihnen ermöglichen, die wirtschaftlichen Herausforderungen der Pandemie zu meistern. Auf diesem Weg hat das BMZ dazu beigetragen, dass mehr als 300.000 Bäuerinnen und Bauern ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse auch unter Covid-19-Bedingungen weiter erfolgreich vermarkten und ihr Einkommen sichern konnten.
Im Juni 2022 hat das BMZ gemeinsam mit Fairtrade International, der Deutschen Welthungerhilfe und dem Forum Fairer Handel eine weitere Soforthilfe initiiert. Sie soll die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine auf die globale Ernährungssituation abschwächen. Betroffene Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sowie ihre Organisationen in ausgewählten Ländern werden mit einer Summe von 8,1 Millionen Euro unterstützt (Stand März 2023).
Das BMZ stellt außerdem künftig mehr Mittel für Nichtregierungsorganisationen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) zur Verfügung, die sich vor Ort entsprechend engagieren. Außerdem beteiligt sich das BMZ am Fairtrade Access Fund der KfW Entwicklungsbank (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen). Dieser förderte 2021 Fairtrade- oder gleichwertig zertifizierte Kooperativen in Lateinamerika und Afrika durch Kredite in Höhe von gut 53 Millionen Euro. Bis Ende 2022 profitierten davon mehr als 425.000 Kleinbäuerinnen und -bauern.
Darüber hinaus unterstützt das BMZ die Weiterentwicklung des Fairtrade-Standards. So hat das BMZ in Côte d’Ivoire ein Pilotprojekt zur Fairtrade-Strategie unterstützt, das existenzsichernde Einkommen fördern soll. Das Projekt wurde 2021/2022 in Kooperation mit privaten Partnern in sechs Kakao-Kooperativen umgesetzt.
Das BMZ hat im Rahmen der Initiative für nachhaltige Agrarlieferketten (INA) die Arbeitsgruppe des Deutschen Einzelhandels zu existenzsichernden Löhnen und Einkommen gegründet. Die Mitglieder sind Aldi Nord, Aldi Süd, der Drogeriemarkt dm, Kaufland und die REWE Group. Die Arbeitsgruppe hat sich in einem ersten Projekt das Ziel gesetzt, existenzsichernde Löhne im Bereich des Anbaus und des Handels mit Bananen zu fördern. Um dieses Ziel zu erreichen und existenzsichernde Löhne in Standards zu verankern, arbeitet die Arbeitsgruppe eng mit der Rainforest Alliance und mit Fairtrade International zusammen.
Faire Woche
Im Mittelpunkt des BMZ-Engagements in Deutschland steht die alljährlich stattfindende Faire Woche (Externer Link) des Forums Fairer Handel (Externer Link). Die größte Veranstaltung dieser Art in Deutschland soll das Bewusstsein der Verbraucherinnen und Verbraucher für die Belange des Fairen Handels schärfen und sie dazu motivieren, häufiger fair gehandelte Produkte einzukaufen.
Im Jahr 2024 fand die Faire Woche vom 13. bis 27. September zum Thema „Klimagerechtigkeit“ unter dem Motto „Fair! Und kein Grad mehr.“ statt.
Weltläden, Aktions- und Jugendgruppen, Supermärkte, Gastronomen, Schulen und Städte sowie viele weitere Akteure luden zu Aktionen und Veranstaltungen ein.
Hauptstadt des Fairen Handels
Die im Auftrag des BMZ handelnde Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (Externer Link) (SKEW) richtet seit 2003 alle zwei Jahre den Wettbewerb um die Hauptstadt des Fairen Handels (Externer Link) aus. Ausgezeichnet werden vorbildliche Aktivitäten der Kommunen zur Förderung des Fairen Handels. Dazu gehören zum Beispiel Aktionen des Stadtmarketings, Schulprojekte und gemeinsame Aktivitäten mit der Wirtschaft. Gewürdigt wird auch der Einkauf fair gehandelter Produkte, etwa der Ausschank fair gehandelten Kaffees in Behörden und die Verarbeitung von Fair-Handels-Produkten in den Kantinen kommunaler Einrichtungen.
Das BMZ lobt den Wettbewerb alle zwei Jahre aus. 2023 wurden erstmals drei „Hauptstädte des Fairen Handels“ ausgezeichnet – der Titel ging an eine kleine (Sankt Peter-Ording), eine mittlere (Ingelheim) und eine große Kommune (München). Die Gewinner der vorherigen Wettbewerbe waren Fürth (2021), Neumarkt in der Oberpfalz (2019), Köln (2017), Saarbrücken (2015), Rostock (2013), Bremen (2011), Marburg (2009), Düsseldorf (2007) und Dortmund (2003 und 2005).
Netzwerk Faires Beschaffungswesen
Eine weitere Initiative der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt ist das 2007 gegründete bundesweite Netzwerk Faires Beschaffungswesen (Externer Link).
Es setzt sich dafür ein, soziale Standards bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen einzuhalten. Dazu gehören auch der Einkauf fair gehandelter Produkte und der Verzicht auf Güter, die durch Kinderarbeit oder unter Verletzung sozialer Mindeststandards hergestellt werden. Zu den Produkten, die von Kommunen angeschafft und häufig unter ausbeuterischen Bedingungen hergestellt werden, zählen zum Beispiel Pflastersteine, Computer, Berufsbekleidung, Fußbälle und Feuerwerkskörper.
Kompass Nachhaltigkeit
Nachhaltige Beschaffung? Wie soll das gehen? Welche Sozial- und Umweltsiegel bieten Orientierung? Und wo kann ich entsprechende Produkte erhalten? Antworten auf diese Fragen gibt der Kompass Nachhaltigkeit (Externer Link).
Das Online-Portal wurde im Auftrag des BMZ entwickelt und unterstützt für die Beschaffung verantwortliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kommunen dabei, Kriterien wie Umweltfreundlichkeit und Sozialverträglichkeit bei der Auftragsvergabe zu berücksichtigen. Ob Visitenkarten, Feuerwehruniformen oder Pflastersteine – die Produktsuche liefert Ausschreibungsbeispiele sowie Kontakte zu Experten und Händlern.
Entwicklungspolitische Bildung
Im Rahmen der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit informieren meist ehrenamtliche Akteure die Bürgerinnen und Bürger über entwicklungspolitische Anliegen und Zusammenhänge des internationalen Handels. Sie zeigen auf, wie jeder Einzelne über sein Konsumverhalten Einfluss auf die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen in Entwicklungsländern nehmen kann. Dafür sagte das BMZ 2020 Fördermittel in Höhe von über 4,85 Millionen Euro zu.
Stand: 21.04.2023