Zentralamerika Vielfältig anbauen, überliefertes Wissen sichern

Viele Indigene Völker und lokale Gemeinschaften in Zentralamerika geraten durch die Ausbreitung industrieller Landwirtschaft unter Druck. Ihre traditionellen Sorten müssen zunehmend wenigen hochproduktiv gezüchteten Kulturen weichen. Hinzu kommt, dass einige Gemeinschaften in so entlegenen Regionen leben, dass sie weder Zugang zu Märkten noch zu Finanzkapital haben. Um Indigene Völker und lokale kleinbäuerliche Gemeinschaften zu unterstützen und zugleich dem Artenverlust entgegenzuwirken, hat Deutschland das Regionalprogramm „Agrobiodiversität in Zentralamerika“ gestartet.

Anbau traditioneller Sorten in Zentralamerika

Anbau traditioneller Sorten in Zentralamerika

Anbau traditioneller Sorten in Zentralamerika


Beispiel: Tacuba in El Salvador

Die Gemeinde Tacuba liegt am Rande des größten und artenreichsten Nationalparks von El Salvador, dem El Imposible: Rund 400 Baumarten, fast 300 verschiedene Vogelarten, zahlreiche Säugetiere und hunderte Arten von Schmetterlingen kommen dort vor. Die größtenteils indigene Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft.

Damit die Kleinbauernfamilien ihre traditionelle Produktionsweise beibehalten können, wurden sie von dem Regionalprogramm „Agrobiodiversität in Zentralamerika“ unterstützt.

Das Programm verfolgte im Wesentlichen drei Ziele:

  1. die Produktivität in traditionellen landwirtschaftlichen Betrieben erhöhen,
  2. die Produkte weiterverarbeiten und vermarkten,
  3. das Wissen über alte, angepasste Kulturpflanzen und traditionelle Anbauweisen nutzen und verbreiten.

Umgesetzt wurde es von der in Costa Rica ansässigen Nichtregierungsorganisation ACICAFOC (Externer Link) (Asociación Coordinadora Indígena y Campesina de Agroforestería Comunitaria Centroamericana). Im intensiven Austausch entwickelten die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern Ideen, wie sie diese Ziele erreichen können und welche Unterstützung sie dafür benötigen.

In der Gemeinde Tacuba hat sich seit Beginn der Förderung einiges getan: Gärten für Heilpflanzen sind entstanden, dazu Anbauflächen für Maniok, Kaffee und Kakao sowie für Obstbäume mit Sorten wie Papaya, Loquat, Avocado und Guánabana. Auch einheimische Gemüsearten wie die kreolische Gurke oder Spinat wachsen dort.

Die Bauern nutzen dabei eine besondere Anbaumethode: Beim Pflanzen ihrer landwirtschaftlichen Kulturen werden Bäume und Sträucher bewusst einbezogen. Diese Mischung nennt man „Agroforstwirtschaft“. Sie fördert die Biodiversität auf den Flächen, stabilisiert den Wasserhaushalt und macht die Pflanzen widerstandsfähiger gegen die negativen Auswirkungen des Klimawandels.

Wirkungen: Das wurde bereits erreicht

Das Ende 2023 ausgelaufene länderübergreifende Programm unterstützte 67 Indigene Völker und lokale kleinbäuerliche Gemeinschaften in sechs Ländern: Belize, Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras und Panama.

Durch die Kleinprojekte konnten 20.000 Hektar landwirtschaftliche Fläche mit einer hohen Vielfalt an Pflanzen und Tierarten erhalten werden.

Mehr als 30.000 Menschen, davon über die Hälfte Frauen, haben von dem Programm profitiert: Sie konnten ihr Einkommen steigern, sich neue Einnahmequellen erschließen und das Nahrungsangebot für ihre Familien verbessern. 50 lokale Genbanken wurden eingerichtet und 128 traditionelle Kulturpflanzenarten und -sorten konnten durch das Projekt erhalten werden. Außerdem wurden mit Hilfe des Programms Regenwasserspeicher gebaut.

Stand: 08.10.2024