Kundinnen und Kunden vor einer Markthalle in Usbekistan

Wirtschaftliche Situation Auf dem Weg zur Marktwirtschaft

Auch 30 Jahre nach Erlangung der Unabhängigkeit befindet sich Usbekistan noch im Übergang von einer zentralistischen Planwirtschaft zu einem marktwirtschaftlich orientierten System. Die staatlichen Wirtschafts- und Investitionsstrategien waren lange darauf ausgerichtet, weitgehend unabhängig von ausländischen Einflüssen zu bleiben. So kamen Wirtschaftsliberalisierung, Privatisierung und Strukturreformen nur langsam voran.

Große Abhängigkeit von Russland

Nach offiziellen Angaben ist die usbekische Wirtschaft in den vergangenen Jahren fast kontinuierlich um mindestens fünf Prozent gewachsen. Auf eine Abschwächung infolge der Corona-Pandemie 2020 (plus 1,9 Prozent) folgte ein kräftiger Aufschwung 2021 (plus 7,4 Prozent). Für 2022 und die Folgejahre rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) mit Wachstumsraten um die fünf Prozent.

Die usbekische Wirtschaft ist stark abhängig von den Weltmarktpreisen für die Hauptexportgüter des Landes (Gas, Metalle, Baumwolle) sowie vom wirtschaftlichen Zustand der wichtigsten Handelspartner, China und Russland. Der russische Angriff auf die Ukraine hat erhebliche Auswirkungen auf Usbekistan: Lebensmittel- und Transportkosten steigen, die Exporte nach Russland gehen zurück, ebenso die Rücküberweisungen usbekischer Arbeitsmigranten aus Russland (siehe auch: Soziale Situation).

Um der Inflation entgegenzuwirken, hat die Regierung Preiskontrollen eingeführt, die Einfuhrzölle für Grundnahrungsmittel aufgehoben, den Mindestlohn erhöht und einen Krisenfonds für usbekische Unternehmen eingerichtet.


Umfassende Reformen

Die Wirtschaft steht im Mittelpunkt der usbekischen Reformpolitik. Die Regierung hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um das Investitionsklima zu verbessern, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und Arbeitsplätze zu schaffen. Dazu zählen eine Lockerung der Wechselkurspolitik, Steuer- und Zollreformen sowie die schrittweise Privatisierung von Staatsunternehmen.

Die Rahmenbedingungen für privatwirtschaftliches Engagement bleiben dennoch schwierig. Potenzielle Investoren werden unter anderem durch die weiterhin starke Präsenz des Staates in vielen Wirtschaftsbereichen, langwierige Genehmigungsverfahren, fehlende Rechtssicherheit und eine mangelhafte Infrastruktur abgeschreckt.

Ein großes Problem ist außerdem die weit verbreitete Korruption. Zwar hat sich die Bewertung im Korruptionswahrnehmungsindex der Nichtregierungsorganisation (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Transparency International in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich verbessert. Doch mit Platz 140 von 180 ausgewerteten Ländern (2021) liegt Usbekistan weiterhin im unteren Drittel der Rangliste.

Entwicklungspotenziale

Usbekistan hat durch seine zentrale Lage und seine Bodenschätze (unter anderem Gold, Kupfer, Uran, Kohle, Erdgas) gute Entwicklungschancen. Wichtige Stützen der Wirtschaft sind die Brennstoffindustrie, der Maschinenbau, die Metallverarbeitung, der Transportmittelbau und die Elektrotechnik. Entwicklungspotenziale weisen zudem die Textilindustrie, die Stromwirtschaft und die Mobilfunkbranche auf. Für ausländische Investoren kann das Land als Brücke für den gesamten zentralasiatischen Markt dienen.

Zu den Stärken des Landes kann auch seine junge Bevölkerung gezählt werden. Werden die Bildungschancen verbessert, könnte die Wirtschaft Usbekistans auf sehr viele qualifizierte Arbeitskräfte zurückgreifen.

Stand: 27.02.2023