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Folgen des Syrienkonflikts Millionen Flüchtlinge aufgenommen
Viele Menschen aus Syrien haben im Laufe der Krise im Nachbarland Türkei Schutz gesucht – oder erhoffen sich von dort aus, eine sichere Weiterreise in die Europäische Union. Inzwischen wurde die Grenze für den Personenverkehr aus Syrien geschlossen. Einreisegenehmigungen gibt es nur noch aus humanitären Gründen, etwa in medizinischen Notfällen.
Kein anderes Land hat so viel Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen: Mehr als 3,7 Millionen Syrerinnen und Syrer waren im Februar 2019 in der Türkei registriert. Hinzukommen circa 320.000 weitere Flüchtlinge, vor allem aus dem Irak und Afghanistan.
Grundsätzlich leistet die Türkei für die über vier Millionen Menschen Enormes. Kein anderes Land in der Region begegnet den geflüchteten Syrerinnen und Syrern so offen und großzügig und hat staatliche Systeme (Schule, Arbeitsmarkt, Gesundheitswesen) für sie geöffnet.
Unterbringung in Gemeinden
Nur ein Bruchteil der syrischen Flüchtlinge (weniger als zwei Prozent) lebt mittlerweile noch in staatlichen Aufnahmelagern. Die große Mehrheit ist in Gemeinden im Süden und Südosten der Türkei sowie in den wirtschaftlichen Ballungszentren wie Istanbul und Ankara untergekommen. Die syrischen Flüchtlinge bekommen vom Staat Ausweispapiere, die ihnen zum Beispiel Zugang zu medizinischer Versorgung gewähren. Seit Februar 2016 können sie unter bestimmten Voraussetzungen auch eine Arbeitserlaubnis beantragen, bisher wurden allerdings erst 130.000 Arbeitserlaubnisse ausgestellt. Der überwiegende Teil der Flüchtlinge dürfte illegal beschäftigt sein und damit weder Anspruch auf den Mindestlohn noch auf eine Sozialversicherung haben.
In Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft, Nichtregierungsorganisationen und privaten Initiativen unternimmt die Türkei große Anstrengungen, die Flüchtlinge zu versorgen. Eine Herausforderung besteht darin, ausreichend Bildungsangebote zu schaffen. Mehr als die Hälfte der syrischen Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter. Über 680.000 syrische Kinder besuchen in der Türkei die Schule, dies entspricht rund 63 Prozent der schulpflichtigen syrischen Kinder.
Konfliktrisiko steigt
Vor allem die soziale und wirtschaftliche Infrastruktur in der Grenzregion zu Syrien ist extrem belastet. Bislang hat die Aufnahme der Flüchtlinge keine größeren gesellschaftlichen Konflikte ausgelöst. Durch die große Zahl an Flüchtlingen sind die Kapazitäten insbesondere in den Aufnahmegemeinden im Südosten der Türkei massiv belastet. In der türkischen Bevölkerung wächst auch angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage in Folge der Covid-19-Pandemie der Unmut gegenüber Flüchtlingen.