Urheberrecht© Said Nhaili
Soziale Situation Gefälle zwischen Stadt und Land
Doch die weiterhin bestehende große Kluft zwischen Arm und Reich und den verschiedenen Regionen des Landes hat sich infolge der Corona-Pandemie eher vergrößert. Besonders in den ländlichen Regionen bleibt der Zugang zu qualitativ ausreichenden Bildungsangeboten und Gesundheitsdiensten deutlich schlechter als in den Städten, worunter vor allem Mädchen und Frauen leiden. Etwa ein Viertel der Bevölkerung über 15 Jahre kann nicht ausreichend lesen und schreiben. Unter den Frauen ist jede Dritte Analphabetin.
Auf dem aktuellen Index der menschlichen Entwicklung (HDI (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) liegt Marokko daher auch nur auf Rang 120 von 193 Ländern und damit deutlich hinter anderen Ländern der Region (Algerien: 93, Ägypten: 105, Tunesien: 101, Libyen: 92).
Soziale Sicherung im Fokus
Das öffentliche Gesundheitswesen ist, insbesondere auf dem Land, materiell und personell schlecht ausgestattet. Im Zuge der Corona-Pandemie traten die Mängel in der Gesundheitsversorgung und der sozialen Absicherung deutlich zutage. König Mohammed VI. erklärte daraufhin im Sommer 2020 den Aufbau eines umfassenden Sozialversicherungssystems zu einer der wichtigsten Aufgaben der Regierung. Das neue System soll eine allgemeine Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung und eine Familienbeihilfe umfassen. Im ersten Schritt soll die allgemeine Krankenversicherung auf alle Bevölkerungsgruppen, also beispielsweise auch auf alle im informellen Sektor (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Beschäftigten, ausgeweitet werden.
Situation der Frauen
Die Gleichstellung der Geschlechter ist zwar in der marokkanischen Verfassung und in Ansätzen auch im 2004 reformierten Familienrecht verankert. Doch im Global Gender Gap Report des Weltwirtschaftsforums, der die Gleichberechtigung in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Bildung und Gesundheit analysiert, belegte Marokko 2022 nur Rang 136 von 146 Ländern.
Gesellschaftliche Realität bleibt, dass Frauen nur unzureichend vor häuslicher Gewalt geschützt werden oder beispielweise im Eigentums- und Erbrecht weiterhin stark benachteiligt werden. Auch haben sie bei vergleichbar guter Ausbildung nur begrenzte Chancen auf einen Ausbildungs- und Arbeitsplatz infolge fortbestehender sozialer und kultureller Einschränkungen. Die Frauenerwerbsquote liegt daher aktuell nur bei rund 22 Prozent.
Dennoch existiert in Marokko eine aktive Frauenrechtsszene, die sich für die vollständige Gleichstellung der Geschlechter engagiert. Auch König Mohammed VI. hat sich wiederholt für die Verwirklichung von Frauenrechten eingesetzt. Die Entwicklungsstrategie der marokkanischen Regierung zielt daher auch darauf ab, die wirtschaftliche Teilhabe von Frauen deutlich zu steigern und die Erwerbsquote bis 2035 zu verdoppeln.
Stand: 10.03.2023