Wirtschaftliche Situation Extreme Abhängigkeit vom Erdöl

Die politische Instabilität und die unbeständige Sicherheitslage haben der libyschen Wirtschaft in den vergangenen Jahren Schaden zugefügt. Wirtschaftsdaten liegen nur begrenzt vor und es ist kaum möglich, die wirtschaftliche Entwicklung Libyens vorherzusagen.

Werkstatt und Fahrzeuge eines Autohändlers in Libyen

Werkstatt und Fahrzeuge eines Autohändlers in Libyen

Werkstatt und Fahrzeuge eines Autohändlers in Libyen

Eine langfristige Herausforderung für den nordafrikanischen Staat ist die große Abhängigkeit vom Rohstoffexport. Auf den Erdöl- und Gassektor entfallen etwa 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Weltmarktpreise für diese Rohstoffe wirken sich daher unmittelbar auf die wirtschaftliche Entwicklung und die Haushaltslage Libyens aus. Die Förder- und Transportanlagen waren in den vergangenen Jahren immer wieder von politischen Auseinandersetzungen betroffen. Die Ölförderung musste zeitweise eingestellt werden. Es besteht großer Investitionsbedarf beim Wiederaufbau und bei der Wartung der Anlagen.

Entsprechend wechselhaft hat sich die libysche Wirtschaft in der Vergangenheit entwickelt. Als die Rohölpreise 2012 auf ein Rekordhoch stiegen, wuchs die libysche Wirtschaft nach Angaben der Weltbank (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) um fast 87 Prozent. In den zwei darauffolgenden Jahren brach das BIP dagegen um etwa 20 Prozent ein. 2019 und 2020 sorgten die bewaffneten Auseinandersetzungen im Land für Unterbrechungen in der Ölförderung – die Wirtschaft schrumpfte um 11,2 beziehungsweise 23,9 Prozent. Die 2021 erzielten Fortschritte im Friedensprozess brachten wiederum einen deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung mit sich (plus 31,4 Prozent). Für 2022 geht der Internationale Währungsfonds (IWF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) von einem Minus aus.

Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung ergeben sich auch aus äußeren Faktoren: Eine Abschwächung des globalen Wachstums – etwa infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine oder aufgrund neuer Corona-Ausbrüche – könnte die weltweite Ölnachfrage sinken lassen. Für Libyen würde das unmittelbar einen Rückgang der Exporte, des Wirtschaftswachstums, der Staatseinnahmen und der Währungsreserven bedeuten.


Entwicklungschancen

Das wirtschaftliche Potenzial Libyens ist enorm. Das Land verfügt nicht nur über die größten nachgewiesenen Erdölreserven Afrikas. Auch die Voraussetzungen für die Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen (Sonne, Wind) sind hervorragend. Sämtliche Rohstoffe für die Bauwirtschaft und die entsprechende verarbeitende Industrie sind ebenfalls vorhanden. Längerfristig gesehen hätte Libyen auch großes touristisches Potenzial.

Damit das Land diese Entwicklungschancen nutzen kann, braucht es allerdings Frieden, Stabilität und handlungsfähige staatliche Einrichtungen. Deutschland unterstützt die Nutzung erneuerbarer Energiequellen seit 2022.

Stand: 23.01.2023