Das Lager Hasan Sham für Binnenvertriebene nahe Erbil, Region Kurdistan-Irak

Soziale Situation Fehlende Grundversorgung und mangelhafte Infrastruktur

Durch die gewaltsamen Auseinandersetzungen in den vergangenen Jahrzehnten wurde die irakische Infrastruktur schwer beschädigt, immer wieder kommt es zu Engpässen in der Wasser- und Stromversorgung. Trotz nationaler und internationaler Bemühungen um den Wiederaufbau geht dieser nur langsam voran, nicht alle Vertriebenen konnten bislang in ihre Heimatregionen zurückkehren.

Obwohl Irak aufgrund seines Ölgeschäfts zu den Mitteleinkommensländern zählt, konnte es in den vergangenen Jahren keine nennenswerten Fortschritte bei der Versorgung der Einwohnerinnen und Einwohner vorweisen. Die Armutsrate liegt bei etwa 30 Prozent, 2,5 Millionen Menschen sind nach Angaben der Vereinten Nationen dringend auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen. In der Bildungs- und Gesundheitsversorgung sind erhebliche Mängel zu verzeichnen und ein großer Teil der Bevölkerung hat keinen gesicherten Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitärversorgung.

Über die öffentlichen Stromnetze erhalten die Haushalte nur einige Stunden am Tag Strom, ihren weiteren Bedarf müssen sie über private Betreiber von Generatoren decken. Kraftwerke und Stromnetze sind überaltert und reparaturbedürftig, ein Großteil des Stroms geht bei der Erzeugung und Übertragung verloren. Die irakische Regierung arbeitet daran, die schlechte Stromversorgung im Land zu verbessern, das deutsche Unternehmen Siemens Energy ist dabei maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt.


Flucht und Vertreibung

Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden ab 2014 rund sechs Millionen Menschen durch den bewaffneten Konflikt in Irak vertrieben. Von ihnen sind inzwischen fast fünf Millionen in ihre Herkunftsgebiete zurückgekehrt. Etwa 1,1 Millionen Menschen leben weiterhin als Binnenvertriebene (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) mehrheitlich in der Region Kurdistan-Irak, darunter sind rund 215.000 Angehörige der jesidischen Minderheit. Insbesondere sie werden bislang durch fehlende Sicherheit sowie einen Mangel an Wohnraum, Arbeit, Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen an einer Rückkehr in ihre Heimatregion im umkämpften Grenzgebiet zwischen Irak, Syrien, Türkei und Iran gehindert.

Deutschland setzt sich für eine Verbesserung der Infrastruktur und der Grundversorgung ein, damit sich alle vertriebenen Menschen freiwillig, sicher und in Würde an einem Wohnort ihrer Wahl niederlassen können. Noch bestehen große Differenzen zwischen den verschiedenen Landesteilen sowie zwischen schiitischen und sunnitischen Gruppen, die das friedliche Zusammenleben mitunter stark belasten.

Versorgt werden müssen außerdem rund 300.000 Geflüchtete aus anderen Ländern, darunter mehr als 260.000 Menschen, die vor dem Bürgerkrieg in Syrien ins Nachbarland geflohen sind (Stand: September 2024). Aufgenommen wurden auch sie zum größten Teil von der autonomen Region Kurdistan-Irak. Die kurdische Regionalregierung und die lokale Bevölkerung leisten Beachtliches, um diese Herausforderung zu bewältigen.

Stand: 07.08.2024