Frauen beim Elternabend einer Grundschule in Côte d’Ivoire

Soziale Situation Große Unterschiede zwischen Stadt und Land, Nord und Süd

Côte d’Ivoire zählt zwar zu den größten Volkswirtschaften Westafrikas, doch die Mehrheit der Bevölkerung hat keinen Anteil an den wirtschaftlichen Erfolgen des Landes.

Fast 40 Prozent der rund 28 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner leben unterhalb der nationalen Armutsgrenze, mehr als 40 Prozent sind von Ernährungsunsicherheit betroffen. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei nur 59 Jahren. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung hat keinen gesicherten Zugang zu sauberem Trinkwasser, die sanitäre Grundversorgung ist noch schlechter. Die Armut ist in den ländlichen Regionen deutlich höher als in den Städten und im strukturschwachen Norden wesentlich höher als im Süden.

Die Analphabetenquote liegt bei zehn Prozent (Frauen: 13 Prozent). Die offizielle Einschulungsrate hat sich zwar nach Abschaffung des Schulgeldes deutlich erhöht (2022: 95 Prozent), doch etwa 30 Prozent der Kinder schließen die Grundschule nicht ab. Kinderarbeit ist weit verbreitet, insbesondere auf den Kakaoplantagen des Landes.

Aufbau einer allgemeinen Krankenversicherung

Der überwiegende Teil der Bevölkerung ist im informellen Sektor (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) beschäftigt und verfügt damit meist über keinerlei soziale Absicherung. Die Regierung hat mit dem Aufbau einer verpflichtenden Krankenversicherung für alle Einwohnerinnen und Einwohner begonnen. Ohne Vorlage der Versicherungsnummer lässt sich inzwischen kein Ausweis oder Führerschein mehr beantragen und keine Schule oder Hochschule besuchen.

In ihrer nationalen Strategie zur sozialen Sicherung (2024–2028) hat die ivorische Regierung das Ziel formuliert, die Armutsrate bis 2028 auf knapp 29 Prozent zu senken. Der Anteil der sozialversicherten Beschäftigten im informellen Sektor soll von 2,5 (2022) auf 75 Prozent steigen, der Anteil der Krankenversicherten von 18 auf 90 Prozent.

Bevölkerungswachstum

Die Bekämpfung der Armut wird durch die hohe Geburtenrate erschwert. Derzeit wächst die ivorische Bevölkerung jährlich um 2,5 Prozent, rund 40 Prozent der Ivorerinnen und Ivorer sind unter 15 Jahre alt. Seit Erlangung der Unabhängigkeit im Jahr 1960 hat sich die Bevölkerung mehr als versiebenfacht. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt in Städten.

Frauenrechte

Die Frauenrechte sind in der Verfassung Côte d’Ivoires festgeschrieben. Vor allem im Familien-, Erb- und Bodenrecht gibt es jedoch noch Regelungen, die Frauen diskriminieren. Trotz eines gesetzlichen Verbots ist vor allem im Norden des Landes weibliche Genitalverstümmelung (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) weit verbreitet. Auch wenn Vergewaltigung als Straftat im Strafgesetzbuch enthalten ist, wird sie kaum verfolgt und es liegen keine offiziellen verlässlichen Daten über geschlechtsspezifische Gewalt vor.

Um die politische Teilhabe der Frauen zu verbessern, wurde im März 2019 ein Gesetz verabschiedet, das vorschreibt, dass bei Parlaments-, Regional- und Kommunalwahlen künftig 30 Prozent der Kandidaten weiblich sein müssen. Derzeit beträgt der Frauenanteil in der Nationalversammlung knapp 14 Prozent.


Stand: 27.03.2024