2. Dezember 2024 Warum Deutschland in Afrika investiert
Es ist kein Geheimnis, dass Deutschland ein angesehener Wirtschaftspartner in der Welt ist. Beim afrikanisch-deutschen Business-Gipfel, der in diesen Tagen in Kenias Hauptstadt Nairobi stattfindet, wird aber auch deutlich: Es müssen alle Partner profitieren, damit Wirtschaftsbeziehungen langfristig funktionieren können.
Kurz: Ohne „Win-Win“ keine stabilen Partnerschaften. Und stabile Partnerschaften sind der Schlüssel für eine Wirtschaftsnation wie Deutschland: Als Industriestandort sind wir auf funktionierende Lieferketten und zuverlässige Energieversorgung angewiesen. Wir brauchen sie, um unseren Wohlstand zu erhalten.
Doppelt gut: Grüner Wasserstoff
Ein „Win-Win“-Thema, das beim Business-Gipfel in Nairobi ganz oben auf der Agenda steht, ist die Produktion von grünem Wasserstoff, zum Beispiel in Ländern wie Kenia oder Ägypten: Sie ist gut für die Menschen in den Produktionsländern, weil sie zur lokalen Energieversorgung beiträgt und Wertschöpfungsketten mit zukunftsfähigen Arbeitsplätzen schafft. Und sie ist gut für die Menschen in Deutschland, weil schädliches CO₂ eingespart und die deutsche Industrie gestärkt wird. Denn sie bekommt so den grünen Wasserstoff für die Energiewende sowie Exportmöglichkeiten für ihre Technologien und schafft damit hierzulande Arbeitsplätze.
Deshalb unterstützt das deutsche Entwicklungsministerium (BMZ) den Ausbau von grünem Wasserstoff in diesen Ländern – zum Beispiel mit einem Fonds, der die Finanzierungslücke für Wasserstoffprojekte schließt. Diese existiert, weil der Markt für grünen Wasserstoff erst im Aufbau ist und daher die Finanzierungswürdigkeit aus Sicht von Banken noch nicht vollumfänglich gegeben ist. Dieser Fonds, den ich 2022 ins Leben gerufen habe, fördert staatliche und private Unternehmen und sorgt für lokale Wertschöpfung, etwa wenn ein Teil des Wasserstoffs zu Düngemitteln weiterverarbeitet wird und somit die Ernährungssicherheit stärkt.
Jung und innovativ
Immer mehr tragen auch junge, afrikanische Start-ups zur lokalen Wertschöpfung bei. Und gehen dabei viele der gesellschaftlichen Probleme an. Wie zum Beispiel Geraldine Mupandanyama aus Simbabwe. Mit ihrem Risikokapital-Beratungsunternehmen unterstützt sie afrikanische Start-ups im klimatechnologischen Sektor. Indem sie Jungunternehmer*innen finanziert und berät, sorgt sie dafür, dass Innovationen ihre Wirkung entfalten können. Etwa wenn Start-ups den Zugang zu Elektrizität verbessern – und dabei gleichzeitig neue Jobs im Bereich der erneuerbaren Energien generieren.
Afrikanische Jung-Unternehmer*innen sind damit im Sinne von „Win-Win“ auch für die deutschen Wirtschaftspartner beim Business-Gipfel attraktiv. Denn sie kennen die Bedarfe und Potenziale in ihren Ländern genau und setzen stark auf die Technologien von morgen. Ihre Ideen und Business-Modelle sind innovativ und tragen häufig dazu bei, den Wandel hin zu ökologisch und sozial gerechten Gesellschaften voranzubringen.
Wichtiges Thema Arbeitsmigration
Für Wirtschafts- und Politikakteure aus afrikanischen Ländern sowie aus Deutschland ist ein weiteres Thema zentral, das viele der Diskussionen beim Business-Gipfel durchzieht: Arbeitsmigration. Deutschland ist mehr denn je auf ausländische Arbeits- und Fachkräfte angewiesen. Schon jetzt sind rund 1,34 Millionen Stellen in Deutschland offen und die demografischen Herausforderungen am Arbeitsmarkt wachsen weiter. Gleichzeitig können die Arbeitsmärkte in vielen afrikanischen Ländern die wachsende junge Bevölkerung nicht aufnehmen.
Die Entwicklungspolitik setzt sich deshalb dafür ein, berufliche Perspektiven für Menschen aus diesen Ländern zu schaffen. Gemeinsam mit der deutschen Wirtschaft fördert sie Qualifizierungsmaßnahmen, um Menschen für gute Arbeit vorzubereiten – sowohl in ihren Herkunftsländern als auch im Rahmen von Arbeitsmigration nach Deutschland. Davon profitieren alle – ein echter „Win-Win“.
Mehr statt weniger internationale Zusammenarbeit
Wer sich in diesen Tagen durch die Konferenzräume in Nairobi bewegt, dürfte vor allem eins spüren: Vom Ausgang der US-Wahl lässt sich hier kaum jemand beirren. Denn afrikanische wie deutsche Teilnehmende wissen: Es braucht mehr statt weniger internationale Zusammenarbeit.