Statement Entwicklungsministerin Schulze zum Welternährungstag

16. Oktober 2024 | Zum heutigen Welternährungstag erklärt Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze:

„Es gibt genug Lebensmittel und genug Geld auf der Welt, um den Hunger zu besiegen. Das Problem ist die zutiefst ungerechte Verteilung. Rund ein Drittel der Weltbevölkerung kann sich keine gesunde Ernährung leisten. Frauen haben häufig keinen gesicherten Zugang zu Land, obwohl sie in vielen Ländern einen Großteil der Feldarbeit erledigen. Darum ist eine erfolgreiche Politik gegen den Hunger immer auch eine Politik für mehr Gerechtigkeit. Die besten Mittel gegen den Welthunger sind starke Frauen, soziale Sicherung und die Fähigkeit, selber anbauen zu können. All das unterstützt Deutschland gemeinsam mit vielen Partnern. Dieses Engagement wirkt, zum Beispiel im Sahel: Vier von fünf Gemeinschaften, die diese Selbsthilfekräfte entwickelt haben, waren bei der letzten Hungerkrise nicht mehr auf fremde Unterstützung angewiesen.“


Weitere Informationen

Siehe auch
Marktstand in Mekelle, Äthiopien, mit Zwiebeln, Tomaten und Kartoffeln, die zum Kauf angeboten werden. Im Hintergrund steht eine Waage mit zwei leeren Waagschalen.

Die Weltgemeinschaft hat zu Beginn des Jahrtausends große Fortschritte im Einsatz gegen den Hunger gemacht, zuletzt aber hat sich der Fortschritt bei der Reduzierung des Hungers besorgniserregend verlangsamt. Die Welt ist weiterhin zu weit entfernt von ihrem gemeinsamen Ziel, den Hunger weltweit bis 2030 zu beenden. Aktuell sind über 733 Millionen Menschen von Hunger betroffen. Die Gründe sind vielfältig: Gewaltsame Konflikte, nicht zuletzt die Preisanstiege infolge des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine und schwere innerstaatliche Konflikte wie im Sudan und im Jemen, die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels, die Nachwirkungen der Covid-19-Pandemie, wirtschaftliche Schocks und Preissteigerungen, Schuldenkrisen in vielen Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen sowie wachsende Ungleichheiten, auch die zwischen den Geschlechtern.

Das Ziel der deutschen Entwicklungspolitik ist es, die Selbsthilfekräfte in den Ländern zu stärken. Es geht um eine klimaangepasste und nachhaltige Landwirtschaft. Wer selbst Lebensmittel anbauen kann, kann Krisen und Schocks besser begegnen. Dafür investiert das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) jährlich rund zwei Milliarden Euro in weltweite Ernährungssicherung, Landwirtschaft und ländliche Entwicklung.

Beispiele des entwicklungspolitischen Engagements für weltweite Ernährungssicherheit:

Sahel-Resilienz-Partnerschaft

Mit der sogenannten Sahel Resilienz-Partnerschaft geht das BMZ mit dem Welternährungsprogramm und dem Kinderhilfswerk UNICEF umfassend gegen die Hungerkrise in Tschad, Mali, Mauretanien, Burkina Faso, und Niger vor und stärkt die Widerstandsfähigkeit der Menschen vor Ort. Ziel der Partnerschaft ist es, bis 2027 Ernährungssituation und Lebensgrundlagen von rund acht Millionen notleidenden Menschen in Tschad, Mali, Mauretanien, Burkina Faso, und Niger zu verbessern.

Die Partnerschaft zeigt bereits messbare Erfolge. In den vergangenen Jahren wurden mehr als 220.000 Hektar geschädigte Böden mit traditionellen Methoden („Halbmondtechnik“) wieder nutzbar gemacht – das entspricht mehr als 300.000 Fußballfeldern. Das hat die Grundlage für landwirtschaftlichen Anbau geschaffen und damit nicht nur Nahrungsmittel, sondern auch Jobs, vor allem für Frauen. 80 Prozent der Dorfgemeinschaften im Niger, die an dem Programm teilnehmen, insgesamt eine halbe Million Menschen, brauchte bei der letzten Hungerkrise infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine keine Nothilfen mehr.

Zugleich wurden landwirtschaftliche Schulgärten aufgebaut und die Ernten zu Schulmahlzeiten verarbeitet. In der Folge sind mehr als 300.000 Kinder wieder regelmäßiger zur Schule gegangen. Auch die Zahl der Schwangerschaften und Kinderehen ist zurückgegangen.

Das Resilienz-Programm trägt damit nicht nur dazu bei, den Hunger in der Region zu bekämpfen. Es wappnet die Gesellschaft auch gegen die Folgen des Klimawandels und bringt die nachhaltige Landwirtschaft voran. Gleichzeitig stärkt es sozialen Zusammenhalt und entzieht Terrorgruppen den Nährboden.

Gezielte Unterstützung von Frauen in Madagaskar

Eine gesunde Ernährung in den ersten 1.000 Tagen eines Lebens legt den Grundstein für die körperliche und geistige Entwicklung. In Madagaskar unterstützt das BMZ zusammen mit Nichtregierungsorganisationen Frauen und Kleinkinder dabei, ihre Ernährungssituation zu verbessern.

Gemeinsam mit nationalen Partnern und über dezentrale Strukturen unterstützt das Programm Frauen, Zugang zu Land und Landtiteln zu erhalten, beim Aufbau von Kleinviehhaltung und Fischzucht werden zusätzliche Einkommensquellen geschaffen und der Zugang zu nährstoffreichen Lebensmitteln verbessert und in akuten Krisenzeiten werden als soziale Absicherung benötigtes Saatgut, Lebensmittel sowie landwirtschaftliche Geräte zugänglich gemacht, um ein Abrutschen in den Hunger zu verhindern und weiterhin die landwirtschaftliche Eigenversorgung zu ermöglichen.