Urheberrecht© Fabian Sommer/photothek.de
Regierungsverhandlungen Deutschland unterstützt Nigeria bei nachhaltigem Wachstum
Entwicklungsministerin Svenja Schulze: „Jeder Cent für die Berufsbildung und den Aufbau neuer Betriebe ist gut investiertes Geld, denn er bringt vielfachen Gewinn für Nigeria: neue Jobs, weniger Armut und mehr Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben. Sehr viele Menschen im bevölkerungsreichsten Land Afrikas haben keinen Job. Doch besonders Frauen leiden unter mangelnder Bildung, beruflicher Perspektivlosigkeit und Arbeitslosigkeit. Wer ihnen Zugang zum Arbeitsmarkt verschafft, leistet nicht nur den Frauen, sondern der Gesamtgesellschaft einen wichtigen Dienst, denn das Einkommen in den Familien steigt, was zum wirtschaftlichen Wachstum beiträgt.“
Nigeria ist mit seinen mehr als 200 Millionen Menschen die größte Volkswirtschaft Afrikas. Bis 2050 wird es seine Bevölkerung nach UN-Schätzungen verdoppeln. Zwar wächst die nigerianische Wirtschaft stetig um rund zwei Prozent jährlich, doch das Wirtschaftswachstum reicht bei einem Bevölkerungswachstum von 2,7 Prozent nicht aus, jungen Menschen und vor allem den Frauen genügend Jobs zur Verfügung zu stellen. Deshalb unterstützt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit Nigeria bei einkommensschaffenden Maßnahmen. Dabei stehen Kleinst-, Klein- und Mittelbetriebe (KKMU) im Fokus.
Mit Hilfe aus Deutschland wurde zum Beispiel eine Entwicklungsbank aufgebaut, die solchen Betrieben nach dem Vorbild der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Investitionskredite anbietet (Förderung in Höhe von mehr als 150 Millionen Euro seit 2015). Vergleichbare Institutionen, die kleinere Unternehmen unterstützen, sind rar in Nigeria, obwohl sie vielerorts Wirtschaftsmotor sind. Die neue Entwicklungsbank hat auch die erste grüne Kreditlinie im Land aufgelegt, die Unternehmen mit Investitionsmitteln für erneuerbare Energien und bei der Energieeffizienz unterstützt. Die Finanzierung hilft den Betrieben zu wachsen. Durch deutsche Unterstützung konnten im vergangenen Jahr rund 120.000 Arbeitsplätze bei KKMU verschiedener Branchen geschaffen werden.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit ihrer Unterstützung für die nigerianische Landwirtschaft (Förderung in Höhe von circa 28 Millionen Euro). Seit 2017 wurden rund 82.000 Kleinbäuer*innen mit landwirtschaftlichen Betriebsmitteln, Fortbildungsangeboten und Krediten unterstützt, um die Produktivität ihrer Betriebe zu erhöhen und den Zugang zu Absatzmärkten zu erleichtern. Die landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten werden so zugunsten der Kleinbäuer*innen verbessert, was der Wirtschaft vor Ort oft neuen Schwung verleiht. Außerdem kann größere Widerstandsfähigkeit entstehen gegen externe Schocks wie die Folgen der Pandemie, Extremwetter infolge des Klimawandels oder die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs, der auch in Nigeria für enorme Preissteigerungen gesorgt hat.
Um die Leistungsfähig der nigerianischen Wirtschaft insgesamt zu erhöhen und neue Chancen für Frauen zu schaffen, unterstützt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit in Nigeria besonders die berufliche Bildung und die Erwerbstätigkeit von Frauen. So haben im Rahmen der Projekte für die ländliche Bevölkerung rund 18.600 Frauen neue Einkommensmöglichkeiten erhalten. Angebote der beruflichen Bildung bieten zudem Einstiegsmöglichkeiten in den Job. Sie richten sich an die junge Bevölkerung, aber auch gezielt an Frauen. Insgesamt wurden bis Ende 2021 berufsbildende Angebote für mehr als 167.000 Menschen gemacht, davon 50 Prozent Frauen.
Wirtschaftlicher Erfolg hängt in Nigeria oft auch von den Möglichkeiten ab, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Diese Möglichkeiten sind vielen Frauen verwehrt, weil sie zum Beispiel keinen Zugang zu Verhütungsmitteln haben oder Gewalt ausgesetzt sind. Darum fördert das BMZ auch Projekte zur Familienplanung und Gewaltprävention (Förderung in Höhe von 17 Millionen Euro). Im Sinne einer feministischen Entwicklungspolitik stärken sie das Selbstbestimmungsrecht von Frauen und beugen Gewalt gegen sie vor. Auch Männer nehmen an den Kursen teil, um auf eine Bewusstseinsänderung hinzuwirken. Ebenso wichtig ist die Einbeziehung religiöser und traditioneller Autoritäten in die Angebote vor Ort. Das Programm wird in fünf Bundesstaaten in Nordnigeria umgesetzt.
Ein weiterer Hemmschuh für die wirtschaftliche Entwicklung Nigerias ist die unzureichende Energieversorgung in vielen Teilen des Landes. Nach Angaben der Weltbank hat etwa die Hälfte der Bevölkerung keinen Zugang zum öffentlichen Stromnetz. Deutschland unterstützt Nigeria deshalb auch beim Ausbau kostengünstiger und ressourcenschonender erneuerbarer Energien. Mit Unterstützung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit erhielten knapp 39.000 Personen in ländlichen Regionen Zugang zu Solarstrom. Rund 8.000 Haushalte werden durch 21 unabhängige Dorfstromanlagen, sogenannte „Mini Grids“, in 16 verschiedenen nigerianischen Staaten mit nachhaltigem Strom versorgt. Deutschland unterstützt damit den im Februar dieses Jahres von der nigerianischen Regierung verabschiedeten Nigeria Energy Transition Plan (Nigerianischer Energiewendeplan). Er gibt vor, dass bis 2030 alle Nigerianer*innen Zugang zu Energie erhalten sollen und bis 2060 Kohlenstoffneutralität herrscht.