Syrien Demokratisierung gelingt nur mit allen ethnischen und religiösen Minderheiten in Syrien

Pressemitteilung des Beauftragten der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit

19. Januar 2025 | Anlässlich des Welttags der Religionen zeigt sich der Beauftragte der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit Frank Schwabe besorgt über die Lage religiöser Minderheiten in Syrien. In vielen Gesprächen, zum Beispiel mit christlichen, êzîdischen und alawitischen Vertreterinnen und Vertretern, wird deutlich, wie tief die Angst vor Diskriminierung, Verfolgung und Vertreibung sitzt.

Syrien ist bekannt für seine religiöse und ethnische Diversität. Muezzinrufe und Kirchenglocken gehören in vielen Regionen des Landes zur Normalität. Doch mit dem Beginn des Bürgerkrieges gerieten religiöse Minderheiten zusehends unter Druck. Der durch das brutale Vorgehen des Assad-Regimes gegen die eigene Bevölkerung entfesselte Bürgerkrieg führte zu Flucht, Vertreibung und Zerstörung der Lebensgrundlagen von Millionen Syrer*innen, gleich welcher Konfession. Darüber hinaus berichteten christliche Würdenträger von zunehmender Verfolgung durch islamistische Terrorgruppen. Schätzungsweise die Hälfte, wenn nicht sogar zwei Drittel der Christinnen und Christen hat das Land seit 2011 verlassen. Nach dem Sturz des Assad-Regimes und der Machtübernahme durch die islamistische HTS-Miliz ist die Unsicherheit über die Zukunft von Christen groß. Trotz der Bekenntnisse der Übergangsregierung, sich dem Schutz von Minderheiten und aller Religionsgemeinschaften zu verschreiben, befürchten Vertreter*innen von Minderheiten zukünftig eine Staatsangehörigkeit zweiter Klasse in Syrien.

Mindestens ebenso groß ist die Sorge der êzîdischen Religionsgemeinschaft in Syrien aber auch im angrenzenden Irak. Der Genozid an den Êzîdinnen und Êzîden in Syrien und Irak durch islamistische Terrormilizen begann auf syrischem Boden. Noch immer gelten mehr als 2.000 êzîdische Frauen und Mädchen als vermisst. Viele von ihnen werden als Opfer von Entführung und Versklavung in Syrien vermutet. Ihr Schicksal ist weiterhin ungewiss.

Auch die alawitische Minderheit, zu der auch die Familie des bisherigen syrischen Diktators Bashar al-Assad gehört, befürchtet weitere Vergeltungsmaßnahmen und bangt um ihre Zukunft im Land.

„Es ist absolut folgerichtig, dass die Bundesregierung deshalb in Gesprächen mit den aktuellen Machthabern in Syrien deutlich macht, wie wichtig die Einbindung aller Minderheiten ist. Der Prozess der Demokratisierung und Versöhnung wird nur mit allen ethnischen und religiösen Minderheiten gelingen“, betont Religions- und Weltanschauungsbeauftragter Frank Schwabe. Auch ein regelmäßiger Austausch mit den verschiedenen Diasporagemeinden in Deutschland sei hilfreich und ein wichtiger Baustein hin zu Frieden, Sicherheit und Demokratie in Syrien.