Welttag für menschenwürdige Arbeit Entwicklungsministerium weitet Engagement aus: BMZ legt neue „Agenda für gute Arbeit weltweit“ vor
Die „Agenda für gute Arbeit weltweit“ soll künftig bei Regierungsverhandlungen angesprochen, bei internationalen Konferenzen auf die Tagesordnung gesetzt und bei der Mittelvergabe des Ministeriums berücksichtigt werden. Um diese Themen durchzusetzen, will das BMZ Gewerkschaften und andere Arbeitnehmervertretungen in seinen Partnerländern stärken.
Entwicklungsministerin Svenja Schulze: „Zur guten Arbeit gehört ein existenzsicherndes Einkommen. Das ist nicht nur ein Zeichen der Wertschätzung, sondern auch das beste Mittel gegen Armut. Menschen müssen von ihrer Arbeit sich und ihre Familien ernähren können. Zur guten Arbeit gehören außerdem soziale Sicherungssysteme. Bei Krankheit, Alter, Behinderung oder rund um die Geburt eines Kindes brauchen die Menschen ein soziales Netz, das sie auffängt. Die Voraussetzung für gute Arbeit sind qualifizierte Jobs. Es reicht nicht, dass Arbeiterinnen Kakao ernten oder seltene Erden abbauen – sie sollen auch die Möglichkeit haben, die Schokolade herzustellen oder Rohstoffe zu verarbeiten. Dafür brauchen sie eine gute Ausbildung. Und dafür braucht es ein gerechtes Handelssystem. Für all das – existenzsichernde Einkommen, soziale Sicherung, Ausbildung und gerechten Handel – setzen wir uns im Entwicklungsministerium ein.“
Die „Agenda für gute Arbeit weltweit“ umfasst folgende Handlungsfelder:
- Ausbildung, Beschäftigung und soziale Sicherung: Das BMZ unterstützt Partnerländer dabei, Angebote für Aus- und Weiterbildung zu schaffen, Beschäftigung aktiv zu fördern und die Arbeitsplatzvermittlung zu stärken. Im Fokus stehen dabei zukunftsträchtige Bereiche wie die Solar- und Wasserstoffbranche.
- Ökologische Industrie- und Strukturpolitik: Das BMZ unterstützt Partnerländer beim Umbau ihrer Wirtschaft weg von fossilen und hin zu erneuerbaren Energieträgern. Die Beratung des BMZ zielt darauf ab, dass der nötige Strukturwandel sozial gerecht gestaltet wird.
- Handel und Lieferketten: Das BMZ unterstützt Partnerländer bei den Verhandlungen und der Umsetzung von Abkommen wie der afrikanischen Freihandelszone (AfCTA), dem Lieferkettengesetz und der EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Produkten – als Beitrag für einen fairen Handel und faire globale Lieferketten.
- Existenzsichernde Löhne und Einkommen: Das BMZ fördert gemeinsam mit der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) den Dialog zwischen den Sozialpartnern, um auf existenzsichernde Mindestlöhne hinzuwirken, beispielsweise in Vietnam. Es unterstützt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) dabei, ein Handbuch für Unternehmen zu existenzsichernden Löhnen und Einkommen zu veröffentlichen. Es setzt sich in den Verhandlungen zur EU-Lieferkettenrichtlinie für faire Einkaufspraktiken ein – etwa dafür, dass deutsche Supermarktketten Bananen auf den Markt bringen, bei deren Ernte in Kolumbien oder Ecuador existenzsichernde Löhne gezahlt wurden.
- Gewerkschaften und Interessensvertretungen: Das BMZ wird sein Portfolio zur Zusammenarbeit mit der Wirtschaft umgestalten und die bestehenden Kammer- und Verbandspartnerschaften durch neue Gewerkschaftspartnerschaften ergänzen. So soll die Arbeitnehmerperspektive beim in vielen Partnerländern anstehenden sozial-ökologischen Strukturwandel stärker eingebracht werden.
- Digitale Transformation: Das BMZ fördert die Digitalisierung in den Partnerländern, denn Distanzlernen und „Homeoffice“ bieten gerade in abgelegenen ländlichen Regionen neue Chancen für Jobs und Bildung. Es fördert zudem die digitale Startup-Szene und setzt dabei einen Schwerpunkt auf Frauen, besonders in Ländern mit hoher Jugendarbeitslosigkeit.
- Migration: Viele Partnerländer haben ein großes Interesse an regulären Migrationsmöglichkeiten. Das BMZ berät in seinen Zentren für Migration und Entwicklung in neun Ländern Menschen zu Voraussetzungen und Möglichkeiten für Arbeitsmigration nach Deutschland oder in andere Länder. Es unterstützt zudem den Aufbau von Ausbildungs- und Arbeitsmigrationspartnerschaften, zunächst in Marokko, Tunesien, Ecuador, Vietnam, Nigeria und Jordanien. Ziel ist die faire Vermittlung von Auszubildenden und Fachkräften nach Deutschland.
Der Welttag für menschenwürdige Arbeit wurde 2008 von den internationalen Gewerkschaften ins Leben gerufen und ist mit der Forderung nach „gerechten Löhnen überall“ verbunden.